Folt, B. (2020): Population Demography of Rhinoclemmys funerea (Black River Turtle) at a Protected Forest Reserve in Costa Rica. – Herpetological Conservation and Biology 15(3): 611–619.
Die Populationsdemographie für Rhinoclemmys funerea (Schwarze Erdschildkröte) in einem geschützten Waldreservat in Costa Rica.
DOI: None ➚
Bei Rhinoclemmys funerea (Schwarze Erdschildkröte) handelt es sich um eine weitverbreitete und noch häufig vorkommende Süßwasserschildkröte im karibischen Tiefland von Zentralamerika, aber es gibt nur wenige wissenschaftliche Befunde zur Populationsökologie für diese Art. Hier benutzte ich die Markierungs-Wiederfang-Methode um deren Populationsdemographie, die morphologische Variationsbreite und die natürliche Lebensweise für R. funerea zu erfassen die einen Fluss nahe der Biologischen Station La Selva in einem Waldreservat im nordöstlichen Costa Rica besiedeln. Ich konstruierte ein Jolly-Seber-Populationsmodell unter Anwendung der POPAN-Funktion um die geschlechtsspezifischen Schwankungen bei den Überlebensraten, Fangraten sowie anderer Parameter einschließlich der Populationsgröße zu ermitteln. Die charakteristische Populationsstruktur war geprägt durch mehr Adulti als Jungschildkröten und es zeigte sich ein von Männchen dominiertes Geschlechterverhältnis. Die Markierungs-Wiederfang-Untersuchung ergab, dass die Männchen anscheinend eine lokale höhere Überlebenswahrscheinlichkeit mit (0,75) als die Weibchen (0,15) aufweisen was vermuten lässt, dass sich die Weibchen nur vorrübergehend in der lokalen Flusspopulation aufhalten. Die modellbasierte Populationsgröße zeigte auch, dass innerhalb des Untersuchungsgebiets die Männchen (N = 35; 95 % Konfidenzintervall [CI] = 29-43) wesentlich häufiger sind als die Weibchen (N = 22; 95 % CI = 16-31), aber die abgeleiteten Populationsabschätzungen für den weiblichen Anteil schwankten sehr deutlich während des Studienzeitraums. Die Adulti zeigten einen Geschlechtsdimorphismus in Bezug zum Körpergewicht, der Plastronlänge und bei der Größe und Form des Schwanzes. Die Ergebnisse liefern erste empirische Abschätzungen in Bezug auf die Überlebensraten, die Populationsgröße und die Populationsstruktur für R. funerea. Da die Untersuchungspopulation in einem relativ ungestörten natürlichen Lebensraum innerhalb eines privaten Reservats lebt, könnten die Populationsparameter dieser hier beschriebenen La Selva-Population als Referenzwerte in Bezug auf die demographischen Parameter für R. funerea angesehen werden und könnten dazu beitragen abzuschätzen wie sich die flussnahe Landnutzung und die Habitatveränderungen auf die Schildkrötenpopulationen in Costa Rica auswirken.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Eine interessante Arbeit dahingehend, dass sie eigentlich vermuten lässt, dass die Weibchen andere als die flussnahen Habitate bevorzugen. Insofern ist es auch interessant zu sehen, dass die mit der Methode eigentlich wie meist ausgedrückt nicht unbedingt auf eine reduzierte Überlebenswahrscheinlichkeit verweist, denn das wäre nur dann der Fall, wenn sich beide Geschlechter oder die unterschiedlichen Altersklassen immer im gleichen Habitat aufhalten. Wie hier aber angedeutet halten sich die Weibchen aber meist nicht im gleichen Habitat auf oder sie sind dort nicht ganzjährig aktiv und würden dann auch weniger häufig wiederholt gefangen. Solche geschlechtsspezifischen oder Altersklassen spezifischen saisonal unterschiedliche Habitnutzungen deuten sich aber auch für andere Schildkrötenarten an wie z. B. A. radiata, Terrapene carolina oder frisch geschlüpfte Malaclemys terrapin.