McCords Scharnierschildkrote, Cuora mccordi, – © Hans-Jürgen Bidmon
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Hughes - 2024 - 01

Hughes, A., M. Auliya, S. Altherr, B. Scheffers, J. Janssen, V. Nijman, C. R. Shepherd, N. D'Cruze, E. Sy & D. P. Edwards (2023): Determining the sustainability of legal wildlife trade. – Journal of Environmental Management 341: 117987.

Die Ermittlung der Nachhaltigkeit beim legalen Wildtierhandel.

DOI: 10.1016/j.jenvman.2023.117987 ➚

McCords Scharnierschildkrote, Cuora mccordi, – © Hans-Jürgen Bidmon
McCords Scharnierschildkrote,
Cuora mccordi,
© Hans-Jürgen Bidmon

Nach den Angaben der Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (Weltbiodiversitätsrat) repräsentieren die Entnahmen von Wildtieren eine der größten Gefahren für die Überlebensfähigkeit von Tierarten. Während die schädigenden Auswirkungen des illegalen Handels anerkannt sind, wird der legale Handel häufig als nachhaltig bezeichnet, obwohl es dafür in den meisten Fällen keine Beweise oder Daten gibt. Wir liefern hier eine Übersicht zur Nachhaltigkeit beim Wildtierhandel, zu dem über die adäquaten Methoden zum Nachweis, über die Sicherheitsmaßnahmen und über ein Rahmenwerk welches zum Verständnis sowie der Regulierung des Handels beiträgt und wir identifizieren die Lücken bei der derzeitigen Datenerfassung, die dazu beitragen, dass die Befähigung zum Nachweis eines nachhaltigen Handels untergraben wird. Wir liefern hier 183 exemplarische Beispiele, die zeigen, wie wenig nachhaltig der Handel für eine breite Palette von taxonomischen Tiergruppen ist. In den meisten Fällen sind weder der illegale noch der legale Handel durch eine rigorose Beweisführung für Nachhaltigkeit abgesichert, da es Lücken bei den Daten, die den Export erfassen, gibt. Ebenso wie es auch an einer Erfassung der Populationsüberwachungsdaten mangelt, wobei nur diese eine Überprüfung der wirklichen Auswirkungen auf die jeweils betroffenen Tierarten möglich machen würden. Wir liefern Vorschläge für eine vorsichtigere und vorausschauende Herangehensweise im Hinblick auf die Überwachung des Wildtierhandels sowie eine Überwachung, die es notwendig macht, dass jene, die von diesem Handel profitieren, die Beweise, für dessen Nachhaltigkeit bereitstellen müssen. Im Anschluss daran identifizieren wir vier Hauptaspekte, die verstärkt werden müssen, um diese Ziele zu erreichen: (1) Eine rigorose Datenerfassung und Sammlung und zugehörige Populationsanalysen; (2) die Verlinkung der Handelsquoten mit der IUCN und weiteren internationalen Übereinkünften; (3) eine verbesserte Datenbasis und Gesetzmäßigkeit des Handels sowie (4) ein verbessertes Verständnis für Handelsverbote, Marktinteressen und Artsubstitutionen. Die Einarbeitung dieser Schlüsselparameter in ein reguläres Rahmenwerk unter Einschluss von CITES ist eine essenzielle Voraussetzung für das kontinuierliche Überleben von vielen gefährdeten Spezies. Es gibt beim nicht nachhaltigen Absammeln und Handel keine Gewinner: Ohne ein nachhaltiges Management gehen nicht nur Arten und Populationen verloren, sondern die menschlichen Lebensgemeinschaften, die von diesen Arten abhängig sind, verlieren dabei auch ihre Lebensqualität.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Nun, hier wird wieder einmal auch die Nachhaltigkeit des legalen Wildtierhandels aktuell bemängelt, was ja eigentlich schon verdeutlicht, wie weit wir immer noch von einem nachhaltigen Wildtierhandel entfernt sind. Allerdings frage ich mich auch, ob wir hier die richtige Zielsetzung im Auge haben oder ob es sich um die Untermauerung eines sekundären Phänomens handelt, das ich in keiner Weise beschönigen, aber darauf hinweisen möchte, dass mir in Anbetracht der meist gesellschaftlich akzeptierten Landnutzung auffällt, dass wir durch wirtschaftlich geprägte Landschaftsveränderungen, sowohl flächenmäßig als auch auf einzeln lokal vorhandene wildlebende Spezies bezogen, weit mehr zu zerstören scheinen als das der Wildtierhandel in so kurzer Zeit geschafft hat. Denn wenn allein seit dem Jahr 2000 die geschützten Landflächen sich eher verkleinern oder noch weiter zersiedelt werden oder durch in die Umwelt eingebrachten Chemikalien und Abfallstoffe beeinträchtigt werden, dann frage ich mich ernsthaft, ob wir da nicht andere Prioritäten setzen müssten? Letzteres tun wir aber gar nicht oder nur auf sehr unzuverlässige Weise, denn wenn bestimmte zum Beispiel energiewirtschaftliche Erfordernisse auftauchen, sind wir nur allzu oft bereit, Belange des Naturschutzes eben mal nichtmehr zu beachten. Siehe Golden Kroner et al. (2019) oder auch Luiselli et al. (2024) und die dortigen Kommentare.

Literatur

Golden Kroner, R. E., S. Qin, C. N. Cook, R. Krithivasan, S. M. Pack, O. D. Bonilla, K. A. Cort-Kansinally, B. Coutinho, M. Feng, M. I. Martínez Garcia, Y. He, C. J. Kennedy, C. Lebreton, J. C. Ledezma, T. E. Lovejoy, D. A. Luther, Y. Parmanand, C. A. Ruíz-Agudelo, E. Yerena, V. Morón Zambrano & M. B. Mascia (2019): The uncertain future of protected lands and waters. – Science 364(6443): 881-886 oder Abstract-Archiv.

Luiselli, L., O. Le Duc, T. P. Van, T. N. Xuan,Mp. B. Dang, G. Kuchling, B. Leprince, H.-T. Shi, L. Mccaskill & P. Giovacchini (2024): A threat analysis for the world's most threatened turtle (Rafetus swinhoei). – Journal for Nature Conservation 78(1): 126577 oder Abstract-Archiv.

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