Europäische Sumpfschildkröte, Emys orbicularis, – © Hans-Jürgen Bidmon

Zuffi - 2015 - 01

Zuffi, M. A. L. & E. Foschi (2015): Reproductive patterns of European pond turtles differ between sites: a small scale scenario. – Amphibia-Reptilia 36(4): 339-349.

Das Reproduktionsmuster der Europäischen Sumpfschildkröten unterscheidet sich zwischen Vorkommensorten: Ein kleinräumiges Szenario.

DOI: 10.1163/15685381-00003009 ➚

 Emys orbicularis, Europäische Sumpfschildkröte – © Hans-Jürgen-Bidmon
Europäische Sumpfschildkröte,
Emys orbicularis,
© Hans-Jürgen-Bidmon

Von 1996 bis 2002 untersuchten wir die Körpergrößen und die Reproduktionsstrategien (relatives Gelegegewicht und die verzögerte Reproduktion bei Erreichen der Geschlechtsreife) sowie die aktuelle Reproduktion (Gelegehäufigkeit und jährlich abgelegte Anzahl an Eiern) bei zwei Populationen der Europäischen Sumpfschildkröte Emys orbicularis in zwei Lokalitäten, die nur 12 km auseinander lagen, in der zentral mediterranen Toscana (San Rossore und Camp Darby in Zentral-Norditalien). Die Weibchen begannen nicht mit der Reproduktion zu dem Zeitpunkt, zu dem sie ihre äußerlich sichtbaren Geschlechtsmerkmale ausprägten und begannen erst beim Erreichen einer größeren Körpergröße mit der Eiablage als nun schon ältere Schildkröten. Während der Untersuchungsjahre beobachteten wir mehr Schildkrötenweibchen mit Reproduktionsaktivität als Nicht-reproduktive, obwohl beide Gruppen gleiche Körpergrößen aufwiesen. Die Körpergröße (Carapaxlängen und Breiten, Plastronlängen und Breiten, Panzerhöhen und die Körpergewichte) waren aber unterschiedlich zwischen den beiden Untersuchungsorten und den Jahren. Es gab Körpergrößenunterschiede zwischen reproduktiven und nicht-reproduktiven Weibchen in der Camp Darby Population, nicht aber bei den Weibchen in San Rossore. Das Panzervolumen schwankte aber nicht zwischen den Jahren und zwischen den Lokalitäten oder in Abhängigkeit zum Reproduktionsstatus. Die reproduktiven Weibchen zeigten aber bessere Körperkonditionsindizes (BCI) als die Nicht-reproduktiven allerdings gab es keine Unterschiede im BCI zwischen Weibchen die ein Gelege und jenen die mehrere Gelege produzierten. Die Gelegegrößen zeigten keine Schwankungen zwischen den Jahren. Die Ablage eines Geleges pro Jahr war sehr viel häufiger als die Ablage mehrerer Gelege pro Jahr und die Weibchen von Camp Darby produzierten häufiger mehrere Gelege pro Jahr als die in San Rossore. Dies legt nahe, dass dies auf Unterschiede in den Populationsstrukturen zwischen beiden Lokalitäten zurückzuführen ist.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Diese Arbeit deutet zwar auf kleinräumige Populationsunterschiede hin, beinhaltet aber dennoch einige eigenartige Befunde wie z. B. Unterschiede in den Körpergrößen der Weibchen, nicht aber im Panzervolumen. Hier stellt sich dann doch die Frage, ob diese Weibchen immer in einem vergleichbaren Reproduktionsstadium erfasst wurden oder ob es hier zu Schwankungen kommt, die allein darauf zurückzuführen wären, dass zum Zeitpunkt der Parametererfassung bei einigen Weibchen die Eireifung schon fortgeschrittener war als bei anderen. Die Beobachtung, dass es in einer Lokalität häufiger mehrere Gelege pro Jahr produziert werden als in einer anderen, kann vielfältige Gründe haben und einer der offensichtlichsten wäre vielleicht in einem Unterschied bei der Nahrungsverfügbarkeit oder Qualität zu suchen. Was mich an den Interpretationen solcher Befunde oder gar der Planung solcher Studien stört ist, dass man sich anscheinend nur und einzig und allein auf die zu untersuchende Spezies konzentriert, ohne dabei auch deren Umfeld und Ressourcenverfügbarkeit mit zu analysieren. Denn wenn wir solche Studien wirklich unter dem Aspekt der Erhaltungswürdigkeit durchführen, sind die Analysen zu den Ressourcen der Populationen mindestens genauso wichtig wie die Zielart selbst.

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