Maurische Landschildkröte, Testudo graeca, – © Hans-Jürgen Bidmon

Salinas - 2011 - 01

Salinas, M., Altet, L. Clavel, C., Almela, R.M., Bayon, A., Buguete, I. & A. Sanchez (2011): Genetic assessment, illegal trafficking and management of the Mediterranean spur-thighed tortoise in Southern Spain and Northern Africa. – Conservation Genetics 12(1): 1-13 pp.

Genetische Erhebung über das illegale Verbringen und Management von mediterranen Maurischen Landschildkröten in Südspanien und Nordafrika.

DOI: 10.1007/s10592-009-9982-1 ➚

Maurische Landschildkröte, Testudo graeca, – © Hans-Jürgen Bidmon
Maurische Landschildkröte,
Testudo graeca,
© Hans-Jürgen Bidmon

Wildlebende Populationen vieler Arten sind im Rückgang begriffen, da sie durch Habitatzerstörung, Klimawandel und Wilderei zu Nahrungsmittelzwecken oder den Tierhandel bedroht sind. Da es für die Maurischen Landschildkröten (Testudo graeca graeca) rund um das Mittelmeer eine lange Handels- bzw. Nutzungsgeschichte gibt sind die Populationen als hochgradig gestört zu bezeichnen. In dieser Studie nutzten wir einen molekularen Ansatz um deren Diversität zu untersuchen um festzustellen wie die Populationsstrukturen von T. g. graeca aussehen und wie durchmischt die Populationen in Nordafrika und Südspanien sind. Ebenso wollten wir einen Einblick in die Zusammensetzung von Populationen gewinnen die sich erst kürzlich (neu) in Südeuropa etabliert haben. Wir sequenzierten dazu zwei Teilregionen der mitochondrialen RNS (12s rRNS + cyt b) und führten eine Genotypisierung mit 16 Mikrosatellitenmarkern bei 448 Schildkröten durch. Unsere Ergebnisse stimmen mit der Hypothese überein, dass die spanischen Populationen ursprünglich auf Tiere aus Nordafrika zurückgehen und liefern Anzeichen für mehrfaches Einbringen von Tieren (Austausch von genetischem Material) durch transozeanische Verbreitung. Trotz des Handels mit Schildkröten zwischen beiden Seiten der Straße von Gibraltar zeigen unsere Populationsanalysen in Bezug auf die Populationsstruktur klare Unterschiede zwischen den nordafrikanischen und europäischen Populationen, die vermuten lassen, dass sich in Südspanien eine eigenständige evolutive Linie herausbildet. Als solches zeigen die Populationen einzigartige genetische Identitäten und sollten als unterschiedliche Managementeinheiten angesehen werden. Überraschenderweise zeigten die genetischen Daten eine hohe Diversität bei den Schildkröten die in menschlicher Obhut gepflegt und gezüchtet werden, wobei wir auch in der Lage waren Hybriden mit anderen Arten wie T. hermanni hermanni aus Nordspanien aufzuzeigen. Zusätzlich liefern unsere Daten auch Einsichten im Bezug auf die eher lokalen Handelsbewegungen für Schildkröten die rund um das mediterrane Becken zwischen Nordafrika und Südspanien stattgefunden haben. Als solches liefern sie eine Richtlinie für ein effektives Management der in menschlicher Obhut gehaltenen Schildkröten und deren illegale Verbringung.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Hierbei handelt es sich um eine Studie die insbesondere in Bezug auf mitochondriales Erbgut die direkten Abstammungs- bzw. Verwandtschaftsverhältnisse analysiert und uns klar zeigt was man damit machen kann. Denn letztendlich zeigt diese Studie nicht nur wie die Vorhergegangene (Garcia et al. 2011), dass die südeuropäischen Populationen eine eigene Evolutionslinie auszuprägen beginnen sondern liefern der Umweltpolitik auch klare Vorgaben wie die Heimtierhaltung und insbesondere der Heimtierhandel zu bewerten und wohl zukünftig auch zu behandeln sind. Effektives Management heißt ja in diesem Zusammenhang nichts anderes als entsprechende Vorgaben und Einschränkungen im Bezug auf die Schildkrötenhaltung, Zucht und Weitergabe von Exemplaren zu veranlassen.

Literatur

Gracia, E., A. Gimenez, J. D. Anadon, F. Botella, S. Garcia-Martinez & M. Marin (2011): Genetic patterns of a range expansion: The spur-thighed tortoise Testudo graeca graeca in southeastern Spain. – Amphibia-Reptilia 32(1): 49-61 oder Abstract-Archiv.

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