Dreizehen-Dosenschildkröte, Terrapene carolina triunguis, – © R. Dwayne Elmore

Rittenhouse - 2007 - 01

Rittenhouse, C. D., J. J. Millspauch, M. W. Hubbard & S. L. Sheriff (2007): Movements of translocated and resident three-toed box turtles. – Journal of Herpetology 41(1): 115-121.

Wanderungen von umgesiedelten und residenten Dreizehen-Dosenschildkröten.

DOI: 10.1670/0022-1511(2007)41[115:MOTART]2.0.CO;2 ➚

Dreizehen-Dosenschildkröte, Terrapene carolina triunguis, – © R. Dwayne Elmore
Dreizehen-Dosenschildkröte,
Terrapene carolina triunguis,
© R. Dwayne Elmore

Die Umsiedlung terrestrischer Schildkröten wird durchgeführt, um die Auswirkungen der Habitatverluste abzumildern, um Reliktpopulationen aufzustocken und um Populationen aufzustocken, genetische Diversität zu erhalten oder neue Populationen zu etablieren. Der Erfolg solcher Umsiedlungsmaßnahmen ist meist von sozialen und ökonomischen Faktoren abhängig, allerdings können auch ökologische Faktoren einen Einfluss auf den Erfolg solcher Umsiedlungen haben. Wir verwendeten die Radiotelemetrie, um die Bewegungsmuster von Dreizehen-Dosenschildkröten (Terrapene carolina triunguis) vor und nach einer Umsiedlung aus einem geschlossenen Wald in fragmentierte Habitate zu studieren, und wir verglichen diese Bewegungsmuster mit jenen von Schildkröten, die schon am Ansiedlungsort lebten. Die durchschnittliche Distanz, die die Schildkröten während der ersten 28 Stunden nach Umsiedlung zurücklegten sowie das Distanzverhältnis, das sich aus den Vorumsiedlungsbewegungen versus den Postumsiedlungsbewegungen ergab, war abhängig von der Herkunft der Schildkröten. Die Schildkröten, die aus dem geschlossenen Waldgebiet stammten, zeigten ausgedehntere Wanderungen als die Schildkröten, die schon vorher das fragmentierte Habitat besiedelt hatten. Bei den dort lebenden Schildkröten war die Wanderstrecke, die vor und nach der Umsiedlungsmaßnahme gemessen wurde, gleich. Umgesiedelte Schildkröten legten also insgesamt größere Distanzen zurück, zeigten ein ausprägteres, ausgedehnteres Verteilungsmuster, und durchstreiften größere Areale als die vor Ort heimischen Schildkröten. Zusätzlich zeigten die umgesiedelten Schildkröten gerichtete Wanderungen, welches die ansässigen Tiere nicht zeigten. Ein Heimkehrverhalten oder gerichtete Wanderungen zu Waldgebieten, die der Ansiedlungsregion benachbart lagen, könnten für dieses ausgeprägtere Wanderverhalten verantwortlich sein. Zukünftige Umsiedlungsmaßnahmen sollten folglich die Landschaftsaspekte am Ansiedlungsort als auch die Landschaftsaspekte der Herkunftsorte der Tiere mit berücksichtigen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eigentlich sind diese Beobachtungen sehr hilfreich, siehe auch Iglay et al. (2007); allerdings sollte man, bevor man solche Vermutungen anstellt, auch ganz einfach einmal berücksichtigen, dass die umgesiedelten Schildkröten neue Lebensräume erkunden müssen, um entsprechende Unterschlupfe, Wasser, Nahrungsressourcen etc. zu finden. Im Vergleich dazu wandern ortsansässige Schildkröten wohl hauptsächlich, um Nahrung bzw. Partner zu finden, wobei man sicherlich bei alleiniger Verwendung der Radiotelemetrie Schwierigkeiten haben dürfte „gerichtete Wanderungen“ nachzuweisen, denn wenn eine Schildkröte sich z.B. kreisend oder zickzack laufendend um den Unterschlupf bewegt, ist diese Art der Datenerfassung viel zu ungenau, um ein gerichtetes Vorgehen zu erfassen (siehe Iglay et al. (2006)). Interessant sind zudem die ausgeprägteren gerichteten Bewegungsmuster in neuer, unbekannter Umgebung siehe dazu auch Caldwell & Nams (2006). Gerade für verschiedenste Arten von Dosenschildkröten gibt es, wenn vielleicht nicht exakt wissenschaftlich erhobene Daten, so aber doch sehr viele glaubhafte Schilderungen von Farmern und Rangern, die bestimmte Tiere über Jahrzehnte immer wieder im gleichen Gebiet gesichtet haben und sie als sehr standorttreu bezeichnen. Wer vor diesem Hintergrund ungerichtete Bewegungsmuster vermutet, sollte erst einmal definieren, wie „Gerichtet“ zu verstehen ist und welche Methoden zur Erfassung erfolg versprechend anwendbar sind.

Literatur

Caldwell, I. R. & V. O. Nams (2006): A compass without a map: Tortuosity and orientation of eastern painted turtles (Chrysemys picta picta) released in unfamiliar territory. – Canadian Journal of Zoology – Revue Canadienne de Zoologie 84(8): 1129-1137 oder Abstract-Archiv.

Iglay, R. B., J. L. Bowman & N. H. Nazdrowicz (2006): From the Field: A comparison of two methods for studying box turtle movements. – Wildlife Society Bulletin 34(1): 208-210 oder Abstract-Archiv.

Iglay, R. B., J. L. Bowman & N. H. Nazdrowicz (2007): Eastern Box Turtle (Terrapene carolina carolina) movements in a fragmented landscape. – Journal of Herpetology 41(1): 102-106 oder Abstract-Archiv.

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