Ägyptische Landschildkröte, Testudo kleinmanni, – © Basim Rabia

Perälä - 2005 - 01

Perälä, J. (2005): Assessment of the threatened status of Testudo kleinmanni Lortet, 1883 (Testudines: Testudinidae) for the IUCN Red List. – Chelonian Conservation and Biology 4(4): 891-898.

Überprüfung des Gefährdungsstatus’ von Testudo kleinmanni Lortet, 1883 (Testudines: Testudinidae) für die Rote Liste der IUCN.

DOI: None

Ägyptische Landschildkröte, Testudo kleinmanni, – © Basim Rabia
Ägyptische Landschildkröte,
Testudo kleinmanni,
© Basim Rabia

Testudo kleinmanni Lortet, 1883 ist eine der kleinsten Landschildkröten, die in der mediterranen Region vorkommt. Die nordöstlichen Populationen auf dem ägyptischen Sinai und Israel wurden kürzlich als eigene Art beschrieben, Testudo werneri Perälä, 2001. Testudo kleinmanni, wie nun aktuell definiert, hat eine historische Verbreitung an der nördlichen Küstenregion Ägyptens mit zwei unabhängigen Populationen in Libyen. Es ist sehr wenig über die Biologie der Art bekannt, und es existieren keine auf Feldstudien basierende Analysen über Populationsgrößen und -dichten. Die gesamte ägyptische Population ist in den letzten Dekaden ausgerottet worden, in erster Linie wegen landwirtschaftlicher Praktiken, industrieller Aktivitäten, Ausdehnung der menschlichen Ansiedlungen und vor allem durch das Absammeln für den illegalen Tierhandel, all diese Faktoren betreffen auch die verbleibende Population in Libyen. Bis 2002 hatte T. kleinmanni den globalen IUCN-Red-List-Status „endangered = stark gefährdet“ (Einstufungsursachen A1abcd = aktueller Populationsrückgang). Die Art ist darüber hinaus bei CITES auf Anhang I gelistet. Die Populationsdichte von Israel für die nahe verwandte T. werneri, wie auch jüngere Feld- und Vorkommensdaten aus Libyen wurden verwendet, um die aktuelle Population und den Bedrohungsstatus von T. kleinmanni zu schätzen. Die gesamte Ausdehnung des Vorkommens der Art wurde vor weniger als drei Generationen auf ein Gebiet von 123.610 km2 geschätzt, heute wird es mit etwa 16.000 km2 geschätzt. Innerhalb derselben Zeitspanne wird geschätzt, dass die Populationsgröße um über 85 % von etwa 55.600 auf 7.500 Individuen, von denen 5000 adult sind, abgenommen hat. Diese Zahl ist kleiner als die Zahl die in den 1990ern alleine vom illegalen Tierhandel berichtet wurden. Ziemlich gute Habitatflecken existieren noch in Libyen, aber die globale Population von T. kleinmanni könnte realistisch innerhalb weniger als 20 Jahren (oder einer Generation) dem Aussterben entgegensehen, wenn die Habitatabwertung nicht gestoppt werden kann. Konzertierte Schutzmaßnahmen auf nationaler und internationaler Ebene, Entwicklung und Durchsetzung von nationaler Gesetzgebung in Libyen und Ägypten sind notwendig, um T. kleinmanni vor dem Aussterben zu retten. Testudo kleinmanni qualifiziert sich für eine Listung als „critically endangered = vom Aussterben bedroht“ (nach A2abcd + A3d) unter den aktuellen IUCN-Kriterien. Eine Höherstufung wurde empfohlen und 2003 von der IUCN akzeptiert.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Sicher als erster Gedanke beim Lesen dieser Arbeit lag mir auf der Zunge zu sagen, dass es das Wichtigste sei, den internationalen, illegalen Tierhandel einzudämmen, denn ich habe selten so viele adulte T. kleinmanni gesehen wie damals beim Besuch der amerikanischen Reptilienbörse „Expo“ in Florida. Allerdings, wenn ich darüber nachdenke, wie sich selbst im modernen, demokratischen Deutschland über die paar „Spinner“ lustig gemacht wird, die da meinen, sie könnten wegen ein paar schützenswerten Feldhamsterbiotopen, die deutsche Braunkohlegewinnung oder den Kraftwerksbau aufhalten bzw. veranlassen auf andere Gebiete auszuweichen, dann muss ich doch ernsthaft fragen mit welchem Recht erwarten wir, dass wesentlich ärmere Länder ihren Landverbrauch bzw. ihre industrielle Entwicklung und die damit verbunden Arbeitsplätze für ein paar unscheinbare gelb-braune Panzerträger opfern sollen. Sind wir doch mal ehrlich, wenn wir im immer noch relativ wohlhabenden Deutschland das nicht durchsetzen können, dann muss ich doch wohl annehmen, dass die illegal gehandelten Schildkröten, sofern sie auf einen „Guten Pfleger„ treffen, wahrscheinlich die einzigen sein werden, die in 20 Jahren noch existieren dürften.

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