Köhlerschildkröte, Chelonoidis carbonaria, – © Hans-Jürgen Bidmon

Noss - 2013 - 01

Noss, A. J., R. R. Montaño F., F. Soria, S. L. Deem, C. V. Fiorello & L. A. Fitzgerald (2013): Chelonoidis carbonaria (Testudines: Testudinidae) activity patterns and burrow use in the Bolivian Chaco. – South American Journal of Herpetology 8(1): 19-28.

Chelonoidis carbonaria (Testudines: Testudinidae): Aktivitätsmuster und Höhlennutzung im Chaco Boliviens.

DOI: 10.2994/SAJH-D-12-00028.1 ➚

Köhlerschildkröte, Chelonoidis carbonaria, – © Hans-Jürgen Bidmon
Köhlerschildkröte,
Chelonoidis carbonaria,
© Hans-Jürgen Bidmon

Im bolivianischen Chaco, ist die Landschildkröte, Chelonoidis carbonaria für die Einheimischen ein wichtiges Reptil zur Ernährung und für den traditionell medizinischen Gebrauch. Diese Arbeit beschreibt Untersuchungen über deren saisonale und tägliche Aktivität und die Nutzung von Höhlen aus zwei Langzeit-Untersuchungscamps im Kaa-Iya del Gran Chaco National Park. Als prinzipielle Untersuchungsmethode nutzen wir interne und externe Temperaturdatenspeicher bei 15 Individuen über einen Zeitraum von 2 Jahren. Die Landschildkröten reduzieren ihre Aktivität während der Trockenzeit und sie sind nicht aktiv bei Lufttemperaturen über 37 ºC oder unter 20 ºC, ansonsten können sie außerhalb ihrer Höhlen zu jeder Jahreszeit angetroffen werden. Die Körpertemperatur schwankt zwischen 4 °C im Winter (monatliche Durchschnittsminimaltemperatur) und 38 °C im Sommer (monatliche Durchschnittsmaximaltagestemperatur). Die aktuellen Temperaturdifferenzen zwischen Körper- und Umgebungstemperatur können in einer Größenordnung von bis zu –23 °C oder +12 °C liegen, aber der monatliche Durchschnitt schwankte nur zwischen –2 °C und +4 °C. Die Schildkröten sind dabei von den Verstecken und Höhlen abhängig und nutzen umgestürzte Bäume, dichte Bromelienbestände, dicke Falllaubschichten aber auch Gürteltierhöhlen und Gesteinsspalten. Über die Zeit nutzen sie unterschiedliche Höhlen und teilen diese gelegentlich mit anderen Individuen. Die Höhlennutzung ist während kalter und heißer Perioden essentiell. Die Datenspeicher lieferten extrem detaillierte Daten für die Körper- und Umgebungstemperaturen, allerdings war deren Implantation nicht ganz problemlos in einigen der Tiere, sodass die dazu verwendeten Methoden noch besser angepasst werden müssten.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Diese Arbeit liefert gute Durchschnittstemperaturprofile für die im Untersuchungsgebiet lebenden Köhlerschildkröten. Zudem erfährt man auch noch die Minimal- bzw. Maximalkörpertemperaturen. Die mit 0 °C und 40 °C angegeben werden. Was man allerdings für die Köhlerschildkrötenhaltung hier berücksichtigen sollte ist die Tatsache, dass Köhlerschildkröten ein sehr weites Verbreitungsgebiet haben und die meisten hier gehaltenen Tiere aus wesentlich gemäßigteren Klimaten stammen. Zudem bestätigen die Autoren sehr schön die früheren Beobachtungen von Vinke & Vinke (2003), Vinke et al., (2008). Insofern finde ich es schade, dass die Autoren sich wenig Mühe in Bezug auf die Einordnung ihrer Befunde in die bislang bekannte Ergebnislage gegeben haben (siehe auch Vargas-Ramirez et al. 2010)

Literatur

Vargas-Ramirez, M., J. Maran & U. Fritz (2010): Red- and yellow-footed tortoises, Chelonoidis carbonaria and C. denticulata (Reptilia: Testudines: Testudinidae), in South American savannahs and forests: do their phylogeographies reflect distinct habitats? – Organisms Diversity & Evolution 10(2): 161-172 oder Abstract-Archiv.

Vinke, T. & S. Vinke (2003): Eine ungewöhnliche Überlebensstrategie der Köhlerschildkröte Geochelone carbonaria im Chaco Boreal Paraguays. – Radiata, Lingenfeld 12(3): 21-31.

Vinke, S., H. Vetter, T. Vinke & S. Vetter (2008): Südamerikanische Landschildkröten. – Schildkrötenbibliothek Band 3. – Frankfurt am Main (Edition Chimaira) 360 S.

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