Natusch - 2012 - 01

Natusch, D. J. D. & J. A. Lyons (2012) Exploited for pets: the harvest and trade of amphibians and reptiles from Indonesian New Guinea. – Biodiversity and Conservation 21(11): 2899-2911.

Ausgebeutet für den Heimtierhandel: Das Absammeln und der Handel von Amphibien und Reptilien in Indonesien, Neuguinea.

DOI: 10.1007/s10531-012-0345-8 ➚

Das übermäßige Absammeln von Wildtieren ist eine der wesentlichsten Gefahren für die globale Biodiversität, und die Berufung auf nachhaltige Tierentnahmen wird zunehmend erschwert, wenn der Handel illegal erfolgt. Der Wildtierhandel wird hauptsächlich durch die Verbrauchernachfrage vorwiegend aus den hoch entwickelten Ländern (und zunehmend auch in Asien) beeinflusst, und es werden zunehmend mehr Spezies gehandelt, um die internationale Nachfrage vor allem an Haustieren zu bedienen. Wir erfassten Händler von Amphibien und Reptilien in der indonesischen Provinz Maluku, West Papua und Papua zwischen September 2010 und April 2011. Wir erfassten dabei 5.370 Individuen aus 52 Arten, die ausschließlich für den Heimtierhandel gesammelt worden waren. Mindestens 44 % waren entweder komplett unter Schutz gestellt oder unterlagen einer Handelsquote, so dass das Absammeln und der Handel damit als illegal zu bewerten ist. Ungefähr die Hälfte war bei CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) gelistet. Dieser Handel ist innerhalb komplex organisierter Handelketten aufgeteilt, wobei die Sammler und Jäger nur ein geringes Einkommen im Vergleich zu den Zwischenhändlern und Exporteuren erwirtschaften. Die Überprüfung der indonesischen Handelquoten für Amphibien und Reptilien lässt vermuten, dass die Behörden nur über ein sehr begrenztes ökologisches Wissen zur Verbreitung der Arten verfügen, und Fangquoten für Spezies oft nur für Provinzen ausgestellt werden, in denen die Tiere gar nicht vorkommen. Der illegale Handel beruht zum Teil darauf, dass man nur über inadäquate Kenntnisse über die gehandelten Arten verfügt und weil die gesetzliche Kontrolle und Überwachung des Handels an den Haupthandelsplätzen nur unzulänglich praktiziert wird. Als erster Schritt im Kampf gegen diesen illegalen Handel und zum besseren Verständnis der Auswirkungen, die diese Tierentnahmen auf die betroffenen Populationen haben, empfehlen wir eine bessere Überwachung und die Implementierung von effektiven Kontrollen, wozu auch eine bessere Ausbildung und die Vermittelung von Grundlagenwissen über die gehandelten Arten gehört. Ebenso gehört es aber auch dazu, die Verbraucher darüber zu informieren, welche Auswirkungen die Nachfrage nach solchen Tieren für die davon betroffenen Arten hat.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Nun, allen guten Vorsätzen des Handels zum Trotz scheinen die letzten Jahre nicht dazu beigetragen haben, durch Nachzuchtfarmen illegale Entnahmen zurückzudrängen. Letztendlich scheint, der umgekehrte Weg logischer, nämlich Zuchtfarmen dadurch wirtschaftlicher zu machen, indem man sie als Sammel- und Umdeklarierungsstelle für Wildfänge weiterhin missbraucht. Denn andernfalls müsste man annehmen, dass solche illegalen Tiere anderweitig legalisiert werden müssten, um die entsprechenden Gewinne erzielen zu können. Bislang ist mir auch kein stichhaltiges Konzept bekannt, mit dem hiesige Händler die legale Herkunft ihrer Importe nachprüfen könnten, denn meist sind sie ja auch nur auf das angewiesen, was die dafür zuständigen Personen in den Exportländern in die Handelspapiere schreiben. Zur heutigen Zeit und bei all den Bemühungen zum Biodiversitätserhalt reicht das aber – wie die vielfältigen Beispiele zeigen – nicht, und man sollte sich wirklich vor dem Hintergrund, dass zumindest in den europäischen Verbraucherländern fast alles nachgezüchtet werden kann, überlegen, ob wir solche Importe wirklich brauchen. Wir sollten nicht die gut gemeinten und in ersten Anfängen erfolgreichen Initiativen des Nachzuchtexports stark bedrohter oder ausgerotteter Spezies (siehe Anonymus, 2013) dadurch schmälern oder gar ins schlechte Licht rücken, indem wir uns auf der anderen Seite weiterhin mitverantwortlich für die Gefährdung der Bestände machen. Siehe auch Kommentare zu Calame et al. (2013) und Lyons & Natusch (2013).

Literatur

Anonymus (2013) 71 Annam-Bachschildkröten reisen heim. – DGHT News Ticker vom 05. September 2013.

Calame, T. , T. N. E. Gray, M. Hurley, R. J. Timmins & K. Thongsamouth (2013): Field Observations of the Vulnerable Impressed Tortoise, Manouria impressa, from Southern Laos and Notes on Local Chelonian Trade. – Asiatic Herpetological Research 4(2): 151-154 oder Abstract-Archiv.

Lyons, J. A., D. J. D. Natusch & C. R. Shepherd (2013): The harvest of freshwater turtles (Chelidae) from Papua, Indonesia, for the international pet trade. – Oryx 47(2): 298-302 oder Abstract-Archiv.