Flache Moschusschildkröte, Sternotherus depressus, aus dem Sipsey Fork (Bankhead National Forest, Alabama) – © Carl May

Melancon - 2013 - 01

Melancon, S. R., R. A. Angus & K. R. Marion (2013): Demographic comparisons between reservoir-dwelling and stream-dwelling populations of a threatened turtle (Sternotherus depressus Tinkle and Webb). – Southeastern Naturalist 12(4): 684-691.

Demographische Vergleiche zwischen Populationen der gefährdeten Schildkröte, Sternotherus depressus (Tinkle und Webb), die in einem Wasserreservoir (Rückhaltebecken) und im Bachlauf leben.

DOI: 10.1656/058.012.0408 ➚

Flache Moschusschildkröte, Sternotherus depressus, – © Carl May
Flache Moschusschildkröte,
Sternotherus depressus,
aus dem Sipsey Fork (Bankhead
National Forest, Alabama)
© Carl May

Bei Sternotherus depressus (Flache Moschusschildkröte) handelt es sich um eine gefährdete Spezies, die endemisch im Black Warrior Flusssystem im Norden Zentralalabamas vorkommt. Hier wurden die Individuen aus zwei Populationen, eine aus dem natürlichen Bachlauf, die andere aus einem Stausee für vergleichende demographische Analysen gefangen. Die Carapaxlänge war bei den Schildkröten aus dem Stausee signifikant länger als bei jenen aus dem Bachlauf. Auch die Größenklassenverteilung unterschied sich signifikant zwischen beiden Populationen, wobei die Schildkröten aus dem Reservior eine Größenklassenverteilung zeigte, die hin zu größeren Individuen verschoben war, und wahrscheinlich auch eine Verschiebung hin zu höheren Altersklassen aufwies. Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass es zu einer Reduzierung bei dem Hineinwachsen von Jungtieren bei der Stauseepopulation kommt, was natürlich Bedenken dahingehend auslöst, wie es mit der Langzeitüberlebensfähigkeit dieser Population aussieht.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Hier stellt sich wirklich die Frage, ob bei der Stausee-Population die Größe der Schildkröten zunimmt, weil sie es sich dort leisten können und für sie nicht die Notwendigkeit besteht, sich auch in den schneller fließenden Flachwasserzonen des Bachlaufs unter flachen Steinen etc. verstecken zu können, denn dort wäre eine geringere Größe durchaus von Vorteil, um auch kleinere Verstecke nutzen zu können (siehe auch Kommentare zu: Germano & Bury 2009¸ Lubcke & Wilson 2007). Sollte aber die größere Endgröße der Stausee-Population wirklich mit einem höheren Alter und einem verminderten Zuwachs einhergehen, dann stellt sich die Frage, wodurch diese Zuwachsverringerung zustande kommt. Liegt es an einem relativen Mangel an optimalen Nistplätzen, um den Stausee mit seinen wahrscheinlich steileren Uferbereichen, oder gibt es im tiefen Wasser des Stausees mehr größere Fische und andere Tiere, die als Beutegreifer gerade den Schlüpflingen und subadulten kleineren Größenklassen mehr zusetzen als im Bachlauf?

Literatur

Germano, D. J. & R. B. Bury (2009): Variation in Body Size, Growth, and Population Structure of Actinemys marmorata from Lentic and Lotic Habitats in Southern Oregon. – Journal of Herpetology 43(3): 510-520 oder Abstract-Archiv.

Lubcke, G. M. & D. S. Wilson (2007): Variation in shell morphology of the Western Pond Turtle (Actinemys marmorata Baird and Girard) from three aquatic habitats in northern California. – Journal of Herpetology 41(1): 107-114 oder Abstract-Archiv.

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