Amerikanische Sumpfschildkröte, Emydoidea blandingii, ein Jungtier – © James Harding

Jordan - 2019 - 01

Jordan, M. A., V. Mumaw, N. Millspaw, S. Mockford & F. J. Janzen (2019): Range-wide phylogeography of Blanding’s Turtle [Emys (= Emydoidea) blandingii]. – Conservation Genetics 20(3): 419-430.

Die verbreitungsgebietübergreifende Phylogeographie für Blandings Schildkröte [Emys (= Emydoidea) blandingii].

DOI: 10.1007/s10592-018-01140-6 ➚

Amerikanische Sumpfschildkröte, Emydoidea blandingii, – © James Harding
Amerikanische Sumpfschildkröte,
Emydoidea blandingii,
© James Harding

Die Dokumentation von intraspezifischen genetischen Evolutionslinien und deren evolutionäre Entstehungsgeschichte kann Erkenntnisse für das derzeitige und das zukünftsorientierte Erhaltungsmanagement liefern. Bei Blandings Schildkröte, Emys (=Emydoidea) blandingii handelt es sich um eine langlebige Art mit einer relativ schmalen Verbreitung entlang einer Brreitengradszone deren Zentrum sich auf die Großen Seen (Great lakes) konzentriert, sich aber dennoch von Nebraska bis Nova Scotia erstreckt. Die Art wird fast im gesamten Gebiet als bedroht oder gefährdet gelistet wobei die größte Gefahr durch die Habitatverluste bedingt ist. Mikrosatelliten-Loci wurden hauptsächlich eingesetzt um Hypothesen zu generieren und zu testen die die Anzahl der signifikant abgrenzbaren Evolutionseinheiten zu erfassen und die Geschichte der Evolutionslinienaufspaltung für diese Spezies zu beschreiben. Hier beschreiben wir Haplotypen von zwei mitochondrialen und drei nukleären Loci die anhand von Proben aus 32 Lokalitäten die verteilt über das gesamte Verbreitungsgebiet lagen herausgearbeitet wurden und wir liefern damit zusätzliche Einsichten über deren derzeitige Verteilungsmuster. Die Diversität in Bezug auf die Haplotypen sowie die Nukleotide war für beide Datensätze sehr niedrig und die mitochondrialen Polymorphismen zeigten sich vergleichbar zu den niedrigsten die man bei den nordamerikanischen Schildkröten finden kann. Die räumlichen Analysen zur Populationsdifferenzierung lieferten Anhaltspunkte für die Exsistenz von 2 Gruppen und die Grenze zwischen ihnen verläuft im östlichen Ontario und sie verläuft ungefähr im Einklang mit der Bergkette der Appalachen wie schon früher von Mockford et al. (2007) vermutet. Wir gehen davon aus, dass diese Form der niedrigen Diversität der Loci sehr wahrscheinlich dadurch bedingt ist, dass es zu periodischen Verbreitungsgebietsschrumpfungen wie auch Ausdehnungen gekommen ist die mit den Eiszeitzyklen in Zusammenhang stehen, wobei die beiden derzeitigen Gruppen sich von einer geschichtlich zurückliegenden stärkeren Diversität ableiten. Unsere Ergebnisse decken sich weitgehend mit der schon früher ermittelten verbreitungsgebietsübergreifenden Struktur und erfassen die Populationsstruktur anhand einer detaillierten, kleinräumigen Skala die eine bessere Entscheidungsfindung für zukünftige Erhaltungsmaßnahmen erlaubt.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Auch hier wieder eine schöne Beschreibung wie die Umweltbedingungen Einfluss auf den Genfluss nehmen und wie wir das was wir heute an genetischer Struktur in den Verbreitungsgebieten finden sich auch zukünftig wieder verändern wird und zwar nicht nur was die Gene betrifft, denn sehr wahrscheinlich wirkt die adaptive Plastizität auch auf das Verhalten und die Morphologie. Menschen sowie deren Handlungen gehören aber sowohl im positiven wie auch im negativen Sinn zur Umwelt von Lebewesen, genauso wie nicht-menschliche Lebewesen zu unserer Umwelt gehören. Letzteres bedingt auch, dass sich für beide die Umweltbedingungen verändern und wir sollten nicht so tun als müssten wir in unserer ohnehin fast ausschließlich von uns gemanagten Natur die Evolutionsgeschehnisse wie früher hauptsächlich den physikalisch einwirkenden Kräften überlassen. Nein, zu unserer Verantwortung wird es auch zukünftig gehören nicht nur solche Genflussveränderungen zu erfassen, sondern sie auch weiterhin im Sinne des Aufrechterhalts von Evolutionslinienverläufen zu gewährleisten. Siehe dazu auch Bidmon, 2017; Anonymus, 2016; Hennessy, 2015; Quinzin et al., 2019 und die dortigen Kommentare).

Literatur

Anonymus (2016): Moving an endangered tortoise (Perth, Australia). – Science 353(6300): 628-629 oder Abstract-Archiv.

Bidmon, H.-J. (2017): Sind phylogenetische Stammbäume nur ein Traum? – Schildkröten im Fokus 14(1): 14-27 ➚.

Hennessy, E. (2015): The Molecular Turn in Conservation: Genetics, Pristine Nature, and the Rediscovery of an Extinct Species of Galapagos Giant Tortoise. – Annals of the Association of American Geographers 105(1): 87-104 oder Abstract-Archiv.

Mockford, S. W., T. B. Herman, M. Snyder & J. M. Wright (2007): Conservation genetics of Blanding's turtle and its application in the identification of evolutionarily significant units. – Conservation Genetics 8(1): 209-219 oder Abstract-Archiv.

Quinzin, M. C., J. Sandoval-Castillo, J. M. Miller, L. B. Beheregaray, M. A. Russello, E. A. Hunter, J. P. Gibbs, W. Tapia, F. Villalva & A. Caccone (2019): Genetically informed captive breeding of hybrids of an extinct species of Galapagos tortoise. – Conservation Biology 33(6): 1404-1414 oder Abstract-Archiv.

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