Waldbachschildkroete, Glyptemys insculpta, adultes Weibchen in Freilandanlage - © Hans-Jürgen Bidmon

Hughes - 2009 - 01

Hughes, G. N., W. F. Greaves & J. D. Litzgus (2009): Nest-site Selection by Wood Turtles (Glyptemys insculpta) in a Thermally Limited Environment. – Northeastern Naturalist 16(3): 321-338.

Nistplatzauswahl bei Waldbachschildkröten (Glyptemys insculpta) in einer von der Temperatur begrenzten Umwelt

DOI: 10.1656/045.016.n302 ➚

Waldbachschildkröte, Glyptemys insculpta, – © Hans-Jürgen Bidmon
Waldbachschildkröte,
Glyptemys insculpta,
Jungtiere in Freilandanlage
© Hans-Jürgen Bidmon

In oviparen Spezies, die keine elterliche Fürsorge kennen, ist es meist die Fitness und Fähigkeit der Muttertiere, die über den Reproduktionserfolg entscheidet, indem diese einen qualitativ hochwertigen Nistplatz auswählen. Da die Muttertiere sich später nicht um den Nachwuchs kümmern, besteht auch keine Möglichkeit, Nachteile, die sich aus einer weniger guten Inkubationsumgebung ergeben, später nach dem Schlupf durch verstärkte mütterliche Fürsorge auszugleichen. Nahe der nördlichsten Verbreitungsgrenze von Glyptemys insculpta (Waldbachschildkröte), sind es meist kurze Sommer und kühle Temperaturen, die als entscheidende Faktoren das Fortbestehen der Populationen begrenzen, denn die gewählten Nistplätze mögen nicht in jedem Jahr Inkubationsbedingungen für eine erfolgreiche Inkubation bieten. Wir quantifizierten die Nistplatzauswahl anhand von Bodentemperaturmessungen und anhand der Nistsubstratkomposition in echten Nistplätzen von Waldbachschildkröten (n = 5) und in künstlich angelegten falschen Nestern. Es wurden zwei Sorten von künstlichen Nestern angelegt: „Negativ-falsche Nester“ (n = 5) die an Uferzonen angelegt wurden, die nie von Weibchen als Nistplatz genutzt wurden, und „Positiv-falsche Nester“ (n = 5), die zwar in als Nistregion gewählten Lokalitäten angelegt wurden, aber wo die Nester in Mikrohabitaten angelegt wurden, die von den Weibchen gemieden wurden. Die Temperatur wurde in totalen Thermaleinheiten und als durchschnittliche Temperatur während der Tageszyklen gemessen. Die Bodenzusammensetzung wurde quantifiziert anhand des Feuchtigkeitsgehaltes, der organischen Bestandteile und anhand der Bodenkörnung sowie deren Verteilung. Die Bodentemperatur wurde als der bedeutendste Faktor bei der Nistplatzauswahl bestimmt. Die Temperaturen und die totalen thermalen Einheiten lagen in echten Nestern signifikant höher und waren mit Ausnahme der Nachttemperaturen variabler als in den falschen Nestern. Die Bodenzusammensetzung zeigte keine signifikanten Unterschiede zwischen falschen und echten Nestern. Die Korngröße variierte zwischen feinem Sand und Kies und echte Nester zeigten Anteile von 58-96 % Prozent mittlere Sandkorngröße zu gröberen Kies. Es gab nur geringe Schwankungen bei der Bodenfeuchte in echten Nestern, was nahe legt, dass Weibchen Nistplätze auch nach spezifische Feuchtigkeitsbedingungen selektieren. Unsere Daten können direkt angewandt werden, um geeignete Niststrände für eine bedrohte Art zu schützen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Hierbei handelt es sich um eine sehr schöne Arbeit, deren Ergebnisse durchaus auch für die künstliche Inkubation von nutzen sein können. Siehe auch: Carroll & Ultsch (2007).

Literatur

Carroll, D. M. & G. R. Ultsch (2007): Emergence season and survival in the nest of hatchling turtles in southcentral New Hampshire. – Northeaestern Naturalist 14(2): 307-310 oder Abstract-Archiv.

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