Rotwangen-Schmuckschildkröte, Trachemys scripta elegans, sitzt sonnend am Ufer – © Hans-Jürgen Bidmon

Garcia-Diaz - 2015 - 01

Garcia-Diaz, P., J. V. Ross, C. Ayres & P. Cassey (2015): Understanding the biological invasion risk posed by the global wildlife trade: propagule pressure drives the introduction and establishment of Nearctic turtles. – Global Change Biology 21(3): 1078-1091.

Das Verstehen des biologischen Invasionsrisiko das durch den globalen Wildtierhandel bedingt wird: der Vorhandenseinsdruck ist der Motor für die Einführung und für die Etablierung bei den nearktischen Schildkröten.

DOI: 10.1111/gcb.12790 ➚

Rotwangen-Schmuckschildkröte, Trachemys scripta elegans, – © Hans-Jürgen Bidmon
Rotwangen-Schmuckschildkröte,
Trachemys scripta elegans,
© Hans-Jürgen Bidmon

Biologische Invasionen sind Schlüsselfaktoren für den durch den Menschen verursachten globalen Wandel. Die anhaltende Zunahme beim globalen Wildtierhandel hat dazu geführt Bedenken zu äußern, dass es auch parallel zu einer Zunahme bei der Anzahl der neuen invasiven Arten kommt. Allerdings sind die Faktoren die den Einfluss des Handels mit Wildtieren auf den biologischen Invasionsprozess hat noch unzureichend verstanden. Zudem treten analytische Probleme bei der Erforschung der Rolle auf, die der globale Wildtierhandel in Bezug auf biologische Invasionen spielt. Dies gilt im Besonderen in Bezug auf eine Unterschätzung der ausgewilderten und etablierten Populationen in Regionen für die selten Daten erhoben werden. Für diese Arbeit nutzten wir qualitativ hochwertige Daten über den internationalen Handel mit nearktischen Schildkröten (1999-2009) in Verbindung mit einer statistischen Rahmenmodellierung die explizit die Detektion adressiert, um die Faktoren (Freilassung, Entweichen in die Freiheit) zu studieren die die Einbürgerung und den Etablierungserfolg (Aufbau sich selbst erhaltender Populationen) bei global gehandelten nearktischen Schildkrötenspezies wie der Süßwasserschildkröte Trachemys scripta eine der am häufigsten gehandelten Spezies beeinflussen. Wir fanden, dass die Einbürgerung einer Art am deutlichsten durch die Gesamtzahl der exportierten Individuen in eine bestimmte Region (Land) sowie durch das Alter indem diese Art ihre Geschlechtsreife erlangt beeinflusst wird, wohingegen der Etablierungserfolg für die Schmuckschildkröten am ehesten einhergeht mit der Anzahl der entwichenen Exemplare (Auswilderungsereignissen) sowie mit der Anzahl der in dieser Region vorhandenen einheimischen Schildkröten. Diese Ergebnisse verweisen das eine direkte und eine indirekte Beziehung zwischen dem Wildtierhandel und der Einbürgerung sowie dem Etablierungserfolg besteht. Unsere Ergebnisse verweisen auf die Lücken in der globalen Erfassung der Einfuhrereignisse und der Populationsbildung. Wir stellen die Wichtigkeit für die Erforschung dieser unabhängigen Faktoren und Stadien heraus die den Invasionsweg aufzeigen. Unter kritischer Betrachtung scheint es nicht immer so zu sein, dass nur die Anzahl der gehandelten Individuen eine adäquate Abschätzung des Auswilderungsdrucks und des Etablierungserfolgs erlaubt.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine Arbeit die auch wieder auf das Problem mit invasiven Arten hinweist und die aufzeigt welche Zusammenhänge zwischen den einzelnen Faktoren bestehen die für den Besiedlungserfolg entscheidend sind. Allerdings handelt es sich dabei in der Regel um Faktoren die zumindest dort wo Invasionen stattgefunden haben schwer rückgängig zu machen sind. Wie schon früher (siehe Kommentare zu Romero et al., 2014; Polo-Cavia et al., 2012) zum Ausdruck gebracht muss man sich auch fragen ob nicht weit wesentlichere Faktoren dazu kommen die erst dafür sorgen, dass sich invasive Arten ansiedeln können weil sie bessere Bedingungen als die ursprünglichen einheimischen Arten vorfinden. Allerdings wenn ich mir zum Beispiel bei Sachs (2015) auf Seite 24 die beiden Abbildungen 1.5 und 1.6 zu Shenzhen, China anschaue, dann kann ich mich des Gedankens kaum erwehren, dass wir einmal dankbar dafür sein werden, dass wenigstens noch einige „Invasoren“ überlebt haben.

Literatur

Polo-Cavia, N., P. Lopez & J. Martin (2012): Effects of body temperature on righting performance of native and invasive freshwater turtles: Consequences for competition. – Physiology & Behavior 108: 28-33 oder Abstract-Archiv.

Romero D., J. C. Báez, F. Ferri-Yáñez, J. J. Bellido & R. Real (2014): Modelling favourability for invasive species encroachment to identify areas of native species vulnerability. – Scientific World Journal 2014(1): 519710 oder Abstract-Archiv.

Sachs, J. D. (2015): The Age of Sustainable Development. – Columbia Univ. Press, pp. 544.

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