Galeotti - 2005 - 03

Galeotti, P., R. Sacchi, M. Fasola & D. Ballasina (2005): Do mounting vocalisations in tortoises have a communication function? A comparative analysis. – Herpetological Journal 15(2): 61-71.

Haben Paarungslaute bei Landschildkröten eine Kommunikationsfunktion? Eine vergleichende Analyse

DOI: None

Wir geben eine Übersicht über das Auftreten von Lauten während der Schildkrötenbalz, um ihre mögliche Funktion zu untersuchen, wobei wir Evolutionsaspekte, Habitate und Köpergröße in die Betrachtung einbezogen. Balzverhalten wurde für 101 (41 %) aller Schildkrötenspezies beschrieben. Unter diesen finden sich bei 35 Spezies Paarungslaute, diese Spezies gehören zu den Familien Testudinidae Batsch, 1788 (n=29), Trionychidae Fitzinger, 1826 (n=3), Emydidae Rafinesque, 1815 (n=2) und Bataguridae = Geoemydidae Theobald, 1868 (einschließlich der Batagurinae Gray, 1869) (n=1). Die Kartierung der Vokalisations-Evolution anhand des phylogenetischen Stammbaums zeigt, dass Paarungslaute eine Abstammungseigenschaft sind, sie finden sich seit dem Auftreten der Cryptodira und ihr Vorhandensein ist hauptsächlich für terrestrische oder semi-terrestrische Spezies beschrieben worden. Bei den Spezies und Subspezies der Testudinidae nahmen wir an, dass Paarungslaute eine harmonische Struktur haben und eine Frequenz- und Amplitudenmodulation aufweisen, wobei diese akustischen Merkmale nicht mit Mechanismen einer Lauterzeugung kompatibel wären, die auf einem einfachen Luftstrom durch die Atemwege basieren würden. Außerdem stand die tragende, dominante Lautfrequenz in einer negativen Beziehung zur Körpergröße, während bei Vögeln und Amphibien die Größe-Frequenz-Beziehung darauf beruht, dass es eine Korrelation zwischen Körpergröße und Körpermasse mit der Vibrationsvorrichtung gibt, die zur Lautproduktion genutzt wird (je größer, desto länger die Wellenlänge und geringer die Frequenz). Somit liegt es nahe, dass auch in Schildkröten eine vibrierende Struktur zur Vokalisation benutzt wird, die bislang noch nicht beschrieben wurde. All diese Befunde verweisen deutlich, dass Paarungslaute die Funktion einer Informationsübermittlung vom Lautäußerer zu Partnern haben, um möglicherweise das Ergebnis der sexuellen Interaktion zu beeinflussen.