Madagassische Spinnenschildkröte, Pyxis arachnoides, ein Jungtier im Aufzuchtterrarium – © Hans-Jürgen Bidmon

Currylow - 2015 - 01

Currylow, A. F. T., R. C. J. Walker, T. H. Rafeliarisoa & E. E. Louis Jr. (2015): Behavior, thermal preference, and ranging patterns of the critically endangered madagascar spider tortoise during a cyclone. – Herpetological Conservation and Biology 10(2): 602-609.

Das Verhalten, die Temperaturpräferenz und die Bewegungsmuster von stark bedrohten madegassischen Spinnenschildkröten während eines Cylons.

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Madagassische Spinnenschildkröte, Pyxis arachnoides, – © Hans-Jürgen Bidmon
Madagassische Spinnenschildkröte,
Pyxis arachnoides,
© Hans-Jürgen Bidmon

Wir untersuchten ein Areal mit einer hohen Spinnenschildkrötendichte Pyxis arachnoides im Südwesten Madagaskars im Februar 2012 während eines Cyclons. Über einen Zeitraum von 10 Tagen zeichneten wir Verhaltensdaten in Bezug zu den Umweltbedingungen (Temperatur, Luftfeuchte sowie Wolken und Vegetationsbedeckung) von 198 Spinnenschildkröten auf. Zusätzlich überwachten wir das Bewegungsmuster von sechs adulten Schildkröten (3♂, 3♀) mit der Radiotelemetrie und wir erfassten die Temperaturpräferenzen von zwei Individuen (1♂, 1♀) mit Datenspeichern an den Tieren. Während des Cyclons zeigten die Schildkröten ein Thermoregulationsverhalten, das dazu diente eine angestrebte Körpertemperatur von annähernd 30 °C bei 78 % Luftfeuchte zu erreichen. Sie veränderten ihr Verhalten dahingegen, dass sie mit zunehmender Wetterveränderung (Regen) aus dem Boden – wo sie vergraben ruhten – hervorkamen und nach Futter suchten. Die Schildkröten zeigten eine Tendenz sich an Orten mit relativ hoher Vegetationsbedeckung (ca. 60 %) zu vergraben, wenn die Luftfeuchte absank und die Wolkendecke sich auflockerte. Im Gegensatz dazu waren sie häufig an der Oberfläche unterwegs und fraßen während es regnete, wobei sie nur schwach mit Pflanzenbewuchs bedeckte Flächen (ca. 45 %) aufsuchten. Während die subadulten Schildkröten typischer Weise an der Oberfläche ruhten, ruhen die adulten Weibchen meist vergraben und die adulten Männchen wanderten umher. Dahingehend zeigten die Männchen ein ausgeprägteres Bewegungsmuster als Weibchen und sie durchstreiften größere Arealflächen als Weibchen (mittlere zurückgelegte Strecken = ♂ 256 m vs. ♀ 127 m; mittleres Durchstreifungsareal = ♂ 4,463 m² vs. ♀ 1,516 m²). Ebenso zeigten Männchen eine niedrigere verhaltensabhängige Thermoregulationsbreite (mittlere Temperaturvariationspanne: ♂ 14,4 °C vs. ♀ 30,0 °C). Obwohl hier nur ein kurzer Zeitabschnitt erfasst wurde, so handelt es sich doch um die ersten detaillierteren Information zum Verhalten, den Temperaturpräferenzen und den Bewegungsmustern für wildlebende Spinnenschildkröten auf Madagaskar, die einen Zusammenhang zwischen extremen Witterungsbedingungen und dem arttypischen Verhalten bei dieser Spezies erkennen lassen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine wirklich interessante Arbeit, die zumindest Einblicke in das witterungsabhängige Verhalten zeigt. Für alle jene, die sich fragen warum adulte Weibchen eine größere Körpertemperaturspanne zeigen als die Männchen – das liegt wohl daran, dass die Weibchen sich zum Ruhen vergraben und dabei stärker abkühlen als die Männchen, die an der Oberfläche ruhten und somit auch ausgeglichener thermoregulierten.

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