Bellinger-Schnappschildkröte, Myuchelys georgesi, – © Shane Ruming

Zhang - 2018 - 01

Zhang, J., D. S. Finlaison, M. J. Frost, S. Gestier, X. Gu, J. Hall, C. Jenkins, K. Parrish, A. J. Read, M. Srivastava, K. Rose & P. D. Kirkland (2018): Identification of a novel nidovirus as a potential cause of large scale mortalities in the endangered Bellinger River snapping turtle (Myuchelys georgesi). – PLoS One 13(10): e0205209.

Die Identifizierung eines neuen Nidovirus als potentielle Ursache für das Massensterben bei der endogenen Bellingerfluss-Schnappschildkröte (Myuchelys georgesi).

DOI: 10.1371/journal.pone.0205209 ➚

Bellinger-Schnappschildkröte, Myuchelys georgesi, – © Shane Ruming
Bellinger-Schnappschildkröte,
Myuchelys georgesi,
© Shane Ruming

Mitte Februar 2015, wurde eine große Anzahl toter Süßwasser-Schnappschildkröten bei der einzigen noch verbliebenen Population von Myuchelys georgesi, in einem küstennahen Fluss in New South Wales, Australien gefunden. Das Versterben der Tiere hielt über ungefähr sieben Wochen an und betraf meist nur adulte Tiere. Es wurden mehr als 400 tote oder versterbende Schildkröten beobachtet und eine Populationserhebung die nach dem Ausbruch durchgeführt worden war zeigte, dass nur ein kleiner Bruchteil der Population überlebt hatte. Letzteres gefährdet die Überlebensfähigkeit der Population sehr stark. Bei der Nekropsie der Tiere beobachtete man eine schlechte Körperkondition begleitet von beidseitig angeschwollenen Augenlidern sowie bei einigen Exemplaren dunkle Hautverfärbungen an den ventralen Hüftregionen. Die histologische Untersuchung zeigte periorbitale, sowie Milz- und Nierenentzündungen mit Nekrosen. Es wurde mittels der Zellkultur von mehreren Organen ein Virus isoliert. Die DNS-Sequenzierung des Virusisolats identifizierte dessen gesamtes Genom und deutet daraufhin, dass es sich dabei um einen neuen Nidovirus handelt der nur wenig Nukleotidübereinstimmung zu den bekannten Nidoviren aufweist. Die nächsten Verwandten sind Nidoviren die kürzlich bei Pythons und Echsen beschrieben wurden, wo sie in Assoziation mit Atemwegserkrankungen gefunden worden waren. Im Gegensatz dazu wurden bei den betroffenen Schildkröten die deutlichsten pathologischen Schädigungen in den Nieren gefunden. Eine zum Virusnachweis entwickelte Echtzeit-PCR zeigte die höchsten Virusbelastungen in den befallenen Organen. Auch die In situ Hybridisierung bestätigte das Vorhandensein der viralen DNS in Geweben mit pathologischen Veränderungen. Zusammengenommen lassen diese Daten die Vermutung zu, dass dieser Virus sehr wahrscheinlich die Ursache für dieses Massensterben war und dass er nun das Überleben dieser Spezies insgesamt bedroht. Bellinger–Fluss Virus ist der derzeit vorgeschlagene Name für diesen neuen Virus.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Siehe auch Spencer et al. (2018). Die Frage die bleibt ist woher dieser Virus kam und wer ihn eventuell auf die Schildkröten übertragen hat? Denn ich denke mal, diese Information könnte die Voraussetzung dafür sein ihn nicht weiter im Land zu verbreiten, denn bislang weiß ja keiner welche anderen Arten er noch befallen könnte. Aus der Vorgängerarbeit lässt sich vielleicht ableiten, dass die Übertragung über die Nahrung erfolgt und dass die Schildkröten eine gewisse Größe (Adultgröße) haben müssen. Sicher kann das Virus sich auch über sexuelle Kontakte innerhalb der Adulti verbreiten, aber es ist schon eigenartig, dass kleinere Schildkrötenspezies und Jungtiere der befallenen Art bislang nicht infiziert wurden.

Literatur

Spencer, R.-J., J. Van Dyke, K. Petrov, B. Ferronato, F. McDougall, M. Austin, C. Keitel & A. Georges (2018): Profiling a possible rapid extinction event in a long-lived species. – Biological Conservation 221: 190-197 oder Abstract-Archiv.

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