Amerikanische Sumpfschildkröte, Emydoidea blandingii, ein Jungtier – © James Harding

Richard - 2014 - 01

Richard, M. G., C. P. Laroque & T. B. Herman (2014): Relating annual increments of the endangered Blanding’s turtle plastron growth to climate. – Ecology and Evolution 4(10): 1972-1980.

Die Beziehung der jährlichen Zuwachseinkerbungen am Plastron der gefährdeten Blanding’s-Schildkröte mit dem Klima.

DOI: 10.1002/ece3.1065 ➚

Amerikanische Sumpfschildkröte, Emydoidea blandingii, – © James Harding
Amerikanische Sumpfschildkröte,
Emydoidea blandingii,
© James Harding

Diese Untersuchung ist die erste publizierte Studie, die eine Beziehung zwischen den klimatischen Schwankungen und dem Plastronzuwachskerben von Schildkröten beschreibt. In diesem speziellen Fall für die bedrohte Nova Scotia Blanding‘-Schildkröte (Emydoidea blandingii). Dazu benutzten wir Techniken und eine Software, die gewöhnlich in der Dendrologie erfolgreich eingesetzt wird, um den Zuwachs bei Bäumen über deren Lebenszeit hinweg zu rekonstruieren und zu vergleichen. Mit dieser Methode untersuchten wir unsere Reihe an 80 unterschiedlich alten subadulten Blanding’s-Schildkröten, um sie chronologisch zuzuordnen und um den Zuwachs mit den vorhandenen Daten zur Umgebungstemperatur- und mit den Niederschlagsschwankungen abzugleichen. Unsere übergreifende Chronologiereihe zeigte eine Interkorrelation von 0,441 (bei über 99 % Konfidenzintervall), eine durchschnittliche Sensitivität von 0,293 und eine durchschnittliche ungefilterte Autokorrelation von 0,377. Unsere daraus resultierende Hauptchronologie zeigte Zuwachseinkerbungen die den Zeitraum von 1975 bis 2007 (33 Jahre) umfasste, mit Indexwerten die zwischen einem Minimum 0,688 in 2006 bis zu einem Maximum von 1,303 in 1977 schwankten. Die Univariate-Klima-Reaktionsfunktionsanalyse zeigte in Bezug zu den monatlichen Lufttemperaturen und Niederschlagswerten eine positive Korrelation mit der Maitemperatur des vorhergehenden Jahres und mit der Augusttemperatur des jeweiligen tatsächlichen Jahres, und es zeigte sich eine negative Korrelation mit der Oktobertemperatur des vorhergehenden Jahres. Es ergaben sich aber keinerlei signifikante Korrelationen mit der Niederschlagsmenge. Diese Techniken zur Bestimmung der Zuwachsreaktionen in Bezug zu den klimatischen Bedingungen sollten auch auf andere Schildkrötenspezies übertragbar sein und geben Anlass für weitere Untersuchungen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Nun handelt es sich hier um eine Arbeit, die sich im Wesentlichen der Etablierung einer für die Schildkrötenforschung neuen Methode widmet. Somit will ich auch niemanden mit den technischen Details langweilen, aber die Befunde, die damit erzielt wurden, sind schon interessant und auch für die Freilandhaltung vielleicht relevant. Denn wenn wir uns mal vergegenwärtigen, dass es zu einer Zuwachsänderung kommt die positiv von zwei Temperaturoptima beeinflusst wird – nämlich der Maitemperatur des Vorjahres und der aktuellen Augusttemperatur – dann haben wir hier zwei zeitlich weit voneinander getrennt liegende (nicht lineare) Parameter, die sich auf den Zuwachs auswirken. Das bedeutet, dass wir bei manchen Arten jahresübergreifend denken und planen müssten, um bestimmte Parameter zu evaluieren. Dabei geht es nicht nur um den Zuwachs, denn wie bekannt sind es bei z. B. bei der Waldbachschildkröte auch die Sommer-/Herbst-Bedingungen, die zu erfolgreichen Reproduktion im Folgejahr beitragen und nicht die Frühjahrstemperaturen des aktuellen Jahres (auch wieder der Punkt: Was man im Vorjahr vergessen hat, kann man aktuell nicht mehr oder nur noch für das weitere Folgejahr korrigieren). Ja und für solche Studien ist wie ich finde der Computerprogrammeinsatz unerlässlich und hilft wirklich weiter, auch in Bezug auf den Artenschutz, denn hier hat man zuverlässige Parameter die sich so auswerten lassen, also ganz andere Vorbedingungen als wir sie oft für Computermodell-modulierte Habitat- und Popopulationsentwicklungsvorhersagen zur Verfügung haben.

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