Atlantik-Bastardschildkröte, Lepidochelys kempii, – © Sando L. Bonatto

Ramirez - 2019 - 01

Ramirez, M. D., J. A. Miller, E. Parks, L. Avens, L. R. Goshe, J. A. Seminoff, M. L. Snover & S. S. Heppell (2019): Reconstructing sea turtle ontogenetic habitat shifts through trace element analysis of bone tissue. – Marine Ecology Progress Series 608: 247-262.

Die Rekonstruktion des ontogenetischen Habitatwechsels anhand von Spurenelementanalysen des Knochengewebes.

DOI: 10.3354/meps12796 ➚

Unechte Karettschildkröte, Caretta caretta, – © Hans-Jürgen Bidmon
Unechte Karettschildkröte,
Caretta caretta,
© Hans-Jürgen Bidmon

Die Spurenelementanalyse entwickelte sich zu einer hilfreichen Methode um die zurückliegenden Wanderbewegungen und Habitnutzungen für aquatisch lebende Tiere zu untersuchen, aber sie wird immer noch selten bei anderen Tieren als Fischen eingesetzt. Wenn die Methode zur Analyse von sequentiell (aufeinanderfolgend) erfolgenden Gwebeanlagerungen wie z. B. Fischotolithen oder bei Oberarmknochen (Humerus) von Meeresschildkröten eingesetzt wird, kann sie Informationen über die Ökologie eines Individuums über dessen Lebenszeit liefern. Das Ziel dieser Studie war es zu untersuchen welche der Spurenelemente dazu benutzt werden können um den Wechsel von der ozeanischen zur neritischen (küstennahen) Lebensweise bei zwei Arten von Meeresschildkröten zu rekonstruieren. Wir sammelten dazu die jährlichen Zuwachslagen an den Oberarmknochen von Unechten Karettschildkröten, Caretta caretta und atlantischen Bastardschildkröten, Lepidochelys kempi an denen wir 7 Elemente (Mg, Ca, Mn, Cu, Zn, Sr, Ba) mittels der Laser Ablation-Induktionsgekoppelten-Plasmmassenspektrometrie untersuchten. Frühere Studien hatten gezeigt, dass die Werte für das stabile Stickstoffisotop (delta N-15) dazu verwendet werden können um den entwicklungsbedingten Wechsel zwischen ozeanischen (offshore) und neritischen (nearshore) Habitaten bei diesen Arten zu bestimmen. Deshalb führten wir eine delta N-15-Bestimmung am Knochen durch und wir nutzten die Daten auch für die Anlage einer Referenzdatenbank. Für beide Spezies waren die Werte für das Strontium zu Calcium-Verhältnis (Sr:Ca) und das Barium zu Calcium-Verhältnis (Ba:Ca) signifikant höher in der Ozeanischen-Phase versus der Neritischen-Phase. Die Wechsel bei den Verhältnissen in den Knochenelementanalysen stimmten überein mit den bekannten Wechseln bei der Nahrungsnutzung die durch die delta N-15-Werte für beide Spezies angezeigt wird und diese Befunde stimmen auch überein mit den bekannten Köpergrößen- und Altersklassen die jeweils typisch für den Wechsel von ozeanischer zu neritischer Lebensphase für jede der Spezies sind. Wir schließen daraus, dass die Verhältnisse für Sr:Ca und Ba:Ca diese Phasen klar differenzieren und die Ressourcennutzung bei Meeresschildkröten wiederspiegeln. Aber es sind noch zusätzliche Studien notwendig um die diesem Wechsel zugrundeliegenden spezifischen Mechanismen zu erarbeiten.

Atlantik-Bastardschildkröte, Lepidochelys kempii, – © Sando L. Bonatto
Atlantik-Bastardschildkröte,
Lepidochelys kempii,
© Sando L. Bonatto

Kommentar von H.-J. Bidmon

Ob diese Art der Elementanalysen auch bei der zuletzt geäußerten Fragestellung weiterhilft wage ich zu bezweifeln, aber diese Art der vorgestellten Elementanalyse könnte durchaus aus veterinärmedizinischer und aus ernährungsphysiologischer Sicht von Nutzen sein um ein normales gesundes Knochen- und Panzerwachstum von einem unnormalen oder pathologischem Wachstum zu unterscheiden und dabei auch gleich Anhaltspunkte dafür zu bekommen mit welcher Art der Ernährung allgemein und speziell mit welchen Proteingehalten (delta-N15) sowie Mineralangeboten ein normales Knochenwachstum im Vergleich zu einem pathologisch veränderten einhergeht. Solche Untersuchungen ließen sich nämlich durchaus für etliche Spezies durchführen und würden für die Haltung in menschlicher Obhut zumindest für Nachzuchtprogramme wertvolle Daten liefern, zumindest solange wir noch die Möglichkeiten haben solche Untersuchungen vergleichend bei normal gewachsenen verstorbenen Wildexemplaren und denen aus der Tierhaltung zu analysieren. Damit ließen sich sicherlich einige der Faktoren entschlüsseln die der sogenannten und oft angeführten „Metabolic Bone disease“ (BMD) zugrunde liegen.

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