Moorschildkröte, Glyptemys muhlenbergii, im Aquaterrarium – © Hans-Jürgen Bidmon

Pittman - 2011 - 01

Pittman, S. E., T. L. King, S. Faurby & M. E. Dorcas (2011): Demographic and genetic status of an isolated population of bog turtles (Glyptemys muhlenbergii): implications for managing small populations of long-lived animals. – Conservation Genetics 12(6): 1589-1601.

Demographie und genetischer Status einer isolierten Population der Moorschildkröte (Glyptemys muhlenbergii): Erkenntnisse für das Management kleiner Populationen langlebiger Tiere.

DOI: 10.1007/s10592-011-0257-2 ➚

Moorschildkröte, Glyptemys muhlenbergii, – © Hans-Jürgen Bidmon
Moorschildkröte,
Glyptemys muhlenbergii,
im Aquaterrarium
© Hans-Jürgen Bidmon

In dieser Studie untersuchten wir die Populationsstabilität und genetische Diversität bei einer isolierten Population der auf Bundesstaatenebene bedrohten Moorschildkröte (Glyptemys muhlenbergii) in North Carolina. Unter Einsatz der Fang-Wiederfang-Methode erhoben wir Daten zur Überlebensfähigkeit adulter Schildkröten und des Populationswachstums von 1992 bis 2007. Wir stellten fest, dass die Population von 1994 mit hochgerechnet 36 adulten Exemplaren auf ungefähr 11 Individuen in 2007 zurückging. Wir bestimmten eine konstante Adult-Überlebensrate von 0,893 (SE = 0,018, 95 % Konfidenzintervall 0,853-0,924) zwischen 1992 und 2007. Unter Verwendung von 18 Microsatellitenmarkern verglichen wir den genetischen Status dieser Population mit fünf anderen Moorschildkrötenpopulationen. Unsere Population zeigte einen Allelreichtum von (4,8 ± 0,5) und einen Heterozygotiegrad von (0,619 ± 0,064), wobei beides in der Spannbreite der anderen Populationen lag. Die Koalezenzanalyse für die Populationswachstumsrate, die effektive Populationsgröße und die Zeit für die Ausprägung der Populationsstruktur zeigte auch, dass die Untersuchungspopulation sehr ähnlich zu den Vergleichspopulationen war. Die Abschätzung einer effektiven Populationsgröße erfolgte als ein Teil der Zensusgröße aus allen Populationen mit Ausnahme der Untersuchungspopulation, wobei die Effektive-Populationsgröße deutlich größer war als in der Untersuchungspopulation, da die Zensusgröße der Vergleichspopulationen bei 30 versus 11 Schildkröten in der Untersuchungspopulation lag. Wir vermuten, dass sich die dennoch sehr hohe genetische Diversität der Untersuchungspopulation dadurch erklärt, dass die meisten der alten überlebenden Schildkröten aus einer Epoche stammen, in der die Diversität noch hoch war. Diese Studie zeigt deutlich, dass man den demographischen Status bei Population langlebiger Individuen nicht anhand der Genetik feststellen kann, wenn die Populationsabnahme erst vor Kurzen erfolgte. Die Konsequenz daraus ist, dass die Populationsintegrität von langlebigen Tieren, die ein schnell erfolgendes genetisches Flaschenhalsphänomen erfahren, erhalten werden könnten, wenn Erhaltungsmaßnahmen eingeleitet werden die speziell auf dieses demographische Problem zugeschnitten sind.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Hier wieder ein schönes Beispiel dafür, wie man sich auch bei den genetischen Daten zur Diversität in Bezug auf die Einschätzung der Populationsgröße vertun kann. Ein Problem, das schon häufiger angesprochen wurde, siehe Gerlach (2008) und Marsack & Swanson (2009).

Literatur

Gerlach, J. (2008): Fragmentation and demography as causes of population decline in Seychelles freshwater turtles (Genus Pelusios). – Chelonian Conservation and Biology 7(1): 78-87 oder Abstract-Archiv.

Marsack, K. & B. J. Swanson (2009): A Genetic Analysis of the Impact of Generation Time and Road-Based Habitat Fragmentation on Eastern Box Turtles (Terrapene c. carolina). – Copeia 2009(4): 647-652 oder Abstract-Archiv.

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