Waldbachschildkroete, Glyptemys insculpta, adultes Weibchen in Freilandanlage - © Hans-Jürgen Bidmon

Mothes - 2020 - 01

Mothes, C. C., H. J. Howell & C. A. Searcy (2020): Habitat suitability models for the imperiled wood turtle (Glyptemys insculpta) raise concerns for the species’ persistence under future climate change. – Global Ecology and Conservation 24: e01247.

Habitatnutzbarkeitsmodelle für die gefährdete Waldbachschildkröte (Glyptemys insculpta) geben Anlass zur Sorge für den Fortbestand der Art unter den zukünftigen Bedingungen die sich durch den Klimawandel abzeichnen.

DOI: 10.1016/j.gecco.2020.e01247 ➚

Waldbachschildkröte, Glyptemys insculpta, – © Hans-Jürgen Bidmon
Waldbachschildkröte,
Glyptemys insculpta,
Jungtier in Freilandanlage
© Hans-Jürgen Bidmon

Der Gebrauch von ökologischen Nischenmodellen um Vorhersagen zu machen wie der zukünftige Klimawandel die Nutzung von Habitaten beeinflussen wird ist eine wichtige Komponente beim Management von bedrohten Arten. Diese Modelle erlauben es Areale zu identifizieren die einen hohen zukünftigen Erhaltungswert für den Fortbestand von bestimmten Arten aufweisen. Wir entwickelten hier ein ökologisches Nischenmodell und führten damit Schutzgebietsanalysen durch um damit die derzeitige und zukünftige Verteilung von nutzbaren Habitaten für die global bedrohte Waldbachschildkröte (Glyptemys insculpta) im nordöstlichen Teil ihres Verbreitungsgebiets in den USA zu erfassen. Unser Modell sagt vorher, dass in etwa bis zum Jahr 2070 deren nutzbare Habitate um 29-52 % abnehmen werden, wobei die optimal nutzbare Gesamthabitatfläche sich sogar um 62-86 % je nach Emissionsszenario verringern wird. Zudem sind derzeit nur 5 % des nutzbaren Habitats sowie 8 % der optimalen Habitate geschützt, wobei die Gesamtfläche der derzeit geschützten nutzbaren Habitatfläche sowie die der optimalen Habitatfläche voraussichtlich um jeweils 16-28 % bzw. 31-64 % bis 2070 abnehmen werden. Unsere Ergebnisse lassen vermuten, dass es für die Waldbachschildkrötenerhaltung notwendig sein wird die Erhaltungsbemühungen dahingehend auszurichten, dass Habitatflächen entlang der höheren Breitengrade unter Schutz zu stellen sind wozu hauptsächlich die Staaten Maine, Vermont, New Hampshire, und New York gehören in denen die Mehrheit der zukünftigen klimatisch nutzbaren Rückzugsgebiete liegen werden. Zusätzlich sind Erhaltungsmaßnahmen erforderlich die es den südlichen Populationen erlauben sich in nördlichere Regionen zügig zu verlagern, da sie derzeit schon vom Aussterben durch ansteigende Temperaturen bedroht werden. Zusammen mit den wichtigen Erhaltungsempfehlungen für die gefährdete Waldbachschildkröte zeigen unsere Untersuchungen auch ein Beispiel dafür wie die Erhebungen zum Klimawandel dazu genutzt werden sollten um damit Langzeiterhaltungsmaßnahmen für andere über den Globus verteilte, bedrohte Arten zu steuern.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Nun mag diese im letzten Satz erwähnte Steuerung der Erhaltungsbemühungen sich zwar für die Waldbachschildkröte vielleicht realisieren lassen, da alle davon betroffenen Bundesstaaten zu den USA gehören. Allerdings ob solche gut gemeinten Ratschläge auch global anwendbar sind bleibt fraglich, denn wir erleben doch fast täglich über die Medien hautnah mit wie politische Entscheidungen, Veränderungen sowie nationale Strömungen ein globales Handeln fast als unmöglich erscheinen lassen [siehe dazu auch die jüngsten Berichte von Osofsky & Taylor (2021) über gut gemeinte Projekte die wirkungslos bleiben sowie die kürzlich getroffenen politischen Entscheidungen in Mexiko, Sonne et al. (2021)]. Selbst in globalen Krisen die nur unsere eigene Spezies bedrohen, wie bei der derzeitigen Pandemie sind wir unfähig global und flächendeckend zu handeln und zerstreiten uns über nationalistische Alleingänge und Fehlentscheidungen. Vielleicht müssen wir wirklich erst auf die großen klimatisch bedingten Krisenszenarien warten, um wirklich Entscheidungen im Sinne der Langzeitüberlebenssicherung treffen zu können. Die dann vielleicht dadurch etwas an Effektivität gewinnen, weil sie so viele Opfer gefordert haben, dass gar nicht mehr genug da sein werden um entsprechende globalnationalistische Streitdebatten zu führen. Bestimmt sind einige der Leser/innen noch jung genug zu sehen was aus solchen Prognosen und Empfehlungen bis zum Jahr 2070 geworden ist, denn ich könnte mir vorstellen, dass selbst die wirtschaftlichen Interessen dieser vier genannten US-Bundesstaaten genug Widerspruchpotential aufwerfen werden die diesen prognostizierten Schutzbemühungen entgegenstehen. Vielleicht sehen wir aber auch etwas Anderes, denn in den USA zeigt uns ja die von den Trump-Anhängern so medienwirksam propagierte Anti-COVID-19-Impfkampagne, dass sie selbst von diesem Virus überrollt werden. Auch andere Umweltveränderungen, denn nichts anderes als ein neuer Umweltbestandteil ist dieser Virus nun für uns, werden dazu beitragen, dass alle die sich den Herausforderungen nicht adäquat anpassen ihnen selbst zum Opfer fallen könnten. Ja auch wir hier sollten uns da nicht zu sicher fühlen, denn was den Klimawandel anbelangt sehen wir heute schon einige Auswirkungen, aber mit zunehmenden Meeresspiegelanstieg steigt ja nicht nur die verdunstende Wassermenge die irgendwo dann als Regen fällt sondern auch das Gewicht das auf die Erdkruste einwirkt verändert und verlagert sich, was durchaus auch wieder zu mehr vulkanischer Aktivität führen kann und auch hierzulande ist die Erdkruste an einigen Stellen als relativ dünn zu bezeichnen.

Literatur

Osofsky, S. A. & R. D. Taylor (2021): Piecing together an African peace park. – Science 373(6557): 864; DOI: 10.1126/science.abl7447 ➚.

Sonne, C., P. Diaz-Jaimes & D. H. Adams (2021): Mexico's final death blow to the vaquita. – Science 373(6557): 863-864; DOI: 10.1126/science.abl5834 ➚.

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