Maurische Bachschildkröte, Mauremys leprosa saharica, – © Dr. Loulida Soumia

Loulida - 2019 - 01

Loulida, S., M. Znari, M. Naimi & S. Bendami (2019): Tolerance to salinity and dehydration in the Sahara Desert blue-eyed turtle, Mauremys leprosa saharica (Testudines: Geoemydidae) from a brackish pond in the Lower Draa basin, southern Morocco. – African Journal of Herpetology 68(8): 1-19.

Toleranz gegenüber Salinitätszunahme und Wassermangel bei der blauäugigen Saharawüstensumpfschildkröte, Mauremys leprosa saharica (Testudines: Geoemydidae) aus einem Brackwasserteich im niederen Draa-Becken des südlichen Marokkos.

DOI: 10.1080/21564574.2019.1645746 ➚

Maurische Bachschildkröte, Mauremys leprosa saharica, – © Dr. Loulida Soumia
Maurische Bachschildkröte,
Mauremys leprosa saharica,
© Dr. Loulida Soumia

Toleranz gegenüber Salinizitätszunahme und Wassermangel bei der blauäugigen Saharawüstensumpfschildkröte, Mauremys leprosa saharica in ihrem südlichsten Verbreitungsgebiet in den der Sahara vorgelagerten Regionen Nordwestafrikas. Diese Gebiete weisen extreme Umweltbedingungen auf geprägt durch ein sehr trockenes Klima und vom Menschen verursachten und durch den Klimawandel verstärkten Schwund an Wasser bei gleichzeitig zunehmendem Anstieg der Versalzung. In der vorliegenden Studie untersuchten wir eine kleine isolierte Population von M. l. saharica in der Sidi El Mehdaoui – Oase im niederen Flussbecken des Draaflusses im südlichen Marokko um deren Kapazität zur Osmo- und Ionoregulation und deren Toleranz gegenüber Wassermangel und Salinitätsanstieg zu testen. Nach dem Fang wurden die Schildkröten gewogen und die Panzermaße erfasst und es wurden Blut- und Flüssigurinproben entnommen. Anschließend wurden Tests durchgeführt bei denen die Tiere unterschiedlichen Salzgehalten im Wasser ausgesetzt wurden (0 %, 35 %, und 50 % Meerwasser) ebenso wurden sie außerhalb des Wassers gehalten um eine Aestivation zu simulieren. Osmolalitäten sowie die Konzentrationen von Na+, Cl-, K+, und Harnstoff wurden im Blutplasma und im flüssigen Urin bestimmt ebenso wurde der Glykämiegrad im Blut sowohl vor der Testreihe wie auch danach bestimmt. Die Schildkröten waren in der Lage salziges Brackwasser bis zu einer Salinität von 24 % an Meerwasser (8,4ppt) zu tolerieren. Ihr ausgeschiedener Urin war hypotonisch im Vergleich zum Blutplasma was anzeigt, dass sie ihre Wasserreserve in der Harnblase zur Osmo- und Ionoregulation solange nutzen können bis es zu einem isoosmotischen Gleichgewicht zwischen Blaseninhalt und Blutplasma kommt ab dem dann die osmotische und ionische Homeostasedysfunktion auftreten kann. Die experimentellen Tests zeigten aber auch, dass die Schildkröten nur eine eingeschränkte (zeitlich begrenzte) osmo- und ionoregulatorische Kapazität besitzen die nicht so effektiv ist, dass sie ihnen ein Überleben im salzigen Brackwasser oder außerhalb des Wasserüber länger andauernde Perioden ermöglichen würden, denn sie zeigten dabei einen Verlust an Körperflüssigkeit (Wasser) der sich durch eine progressive Gewichtsabnahme bis zu einem kritischen Schwellenwert hin äußerte. Die zunehmende Austrocknung und Versalzung des Wassers sowie die zunehmende Lebensraumfragmentierung verursacht durch menschliche Aktivitäten und den Klimawandel stellen daher eine große Bedrohung dar die die Habitate so verändern, dass der Grenzwert fürs langfristige Überleben dieser kleinen Randpopulation der Sahara-Sumpfschildkröte überschritten wird. Somit muss es umgehend zu Erhaltungsmaßnahmen für diese Populationen und deren Habitate kommen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine durchaus sinnvolle Studie die nicht wie so viele andere nur Bedrohungen und Gefährdungen auflisten, sondern die auch mal versucht wenigstens ansatzweise die physiologischen Grundlagen zu erarbeiten die einen Anhaltspunkt dafür liefern, welche Maßnahmen notwendig wären um den Schildkröten ein längerfristiges Überleben zu ermöglichen. Denn in vielen Fällen wird es eben nicht ausreichen nur Schutzgebiete auszuweisen, denn auch innerhalb solcher geschützten Flächen können sich durch den Klimawandel oder durch die an diese Gebiete angrenzende landwirtschaftliche Nutzung Veränderungen (z. B. Wasserqualität etc.) einstellen die ein Überleben aufgrund der Physiologie der Schildkröten unmöglich macht. Sicher sollte man davon ausgehen können, dass sich die Tiere auch langfristig an solche Veränderungen anpassen können aber hier spielt eben der Faktor Zeit mit dem es zu Veränderungen kommt eine wesentliche Rolle. Siehe dazu auch Lovich et al., (2018).

Literatur

Lovich, J., J. R. Ennen, M. Agha & J. W. Gibbons (2018): Where Have All the Turtles Gone, and Why Does It Matter? – BioScience 68(10): 771-781 oder Abstract-Archiv.

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