Ives - 2008 - 01

Ives, I. P. Q. Spinks, H. B. Shaffer & B. Howard (2008): Morphological and genetic variation in the endangered Sulawesi tortoise Indotestudo forstenii: evidence of distinct lineages? – Conservation Genetics 9(3): 709-713.

Morphologische und genetische Variation bei der gefährdeten Sulawesi-Landschildkröte. Indotestudo forstenii: Beweise für distinkte Linien

DOI: 10.1007/s10592-007-9395-y ➚

Die bislang nur unzureichenden Feldstudien und anekdotenhaften Nachweise lassen vermuten, dass die allopatrischen Populationen der bedrohten Sulawesi-Landschildkröte (Indotestudo forstenii) Unterschiede in der Größe sowie dem Vorhandenseins oder Fehlens eines Nuchalschilds aufweisen, sodass vermutet wird, dass es sich bei ihnen um zwei getrennte Evolutionslinien handeln könnte. Wir untersuchten die morphologischen und genetischen Unterschiede, um herauszufinden, ob das Vorhandeneins eines Nuchalschilds mit der Größe oder einer bestimmten genetischen Aufspaltung korreliert ist. Unsere Ergebnisse zeigen eine starke Korrelation von Größe und dem Auftreten des Nuchalschilds, wobei Schildkröten, denen ein Nuchalschild fehlt, deutlich größer sind, als jene, bei denen dieser Schild vorhanden ist. Allerdings ergab sich keine Korrelation zwischen genetischer Divergenz und dem Vorhandensein bzw. Fehlen eines Nuchalschilds und somit konnten wir auch keine Beweise für eine genetische Aufspaltung in zwei verschiedene Evolutionslinien liefern.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Auch diese Studie liefert wieder ein klares Beispiel dafür, dass unterschiedliche Phänotypen nicht gleichzeitig auch unterschiedliche Arten repräsentieren. Die Größe bei Schildkröten wird oftmals mitbestimmt durch die Habitatqualität und wenn in einem bestimmten Habitattyp eben zufällig aufgrund einer optimierten Ernährungssituation Tiere größer werden und das Fehlen eines Nuchalschilds häufiger vererben als anderswo, dann ist das eben so. Wenn in Skandinavien blaue Augen etwas häufiger vererbt werden als bei uns, postulieren wird doch nicht gleich einen Homo sapiens scandinavicus. Gleiches trifft wohl auch auf Testudo marginata zu siehe Fritz et al. (2005); Fritz et al. (2007); Carretero et al. (2005).

Literatur

Carretero, M. A., M. Znari, D. J. Harris & M. C. Mace (2005): Morphological divergence among populations of Testudo graeca from west-central Morocco. – Animal Biology 55(3): 259-279 oder Abstract-Archiv.

Fritz, U., P. Siroky, H. Kami & M. Wink (2005): Environmentally caused dwarfism or a valid species - Is Testudo weissingeri Bour, 1996 a distinct evolutionary lineage? New evidence from mitochondrial and nuclear genomic markers. – Molecular Phylogenetics and Evolution 37(2): 389-401 oder Abstract-Archiv.

Fritz, U., A. K. Hundsdörfer, P. Široký, M. Auer, H. Kami, J. Lehmann, L. F. Mazanaeva, O. Türkozan & M. Wink (2007): Phenotypic plasticity leads to incongruence between morphology-based taxonomy and genetic differentiation in western Palaearctic tortoises (Testudo graeca complex; Testudines, Testudinidae). – Amphibia-Reptilia 28(1): 97-121 oder Abstract-Archiv.