Iverson - 2019 - 01

Iverson, J. B., P. V. Lindeman & J. E. Lovich (2019): Understanding reproductive allometry in turtles: A slippery “slope”. – Ecology and Evolution 9(20): 11891-11903.

Das Verstehen der Reproduktionsallometrie bei Schildkröten: Eine schlüpfrige „Kurve“.

DOI: 10.1002/ece3.5697 ➚

Die Bestimmung der Reproduktionsleistung bei Schildkröten ist im Allgemeinen positiv mit der Körpergröße der Weibchen korreliert. Allerdings die vollständige Aufklärung der Reproduktionsallometrie (dieser Beziehung oder Korrelation) bei Schildkröten erfordert eine logarithmische Transformation der Reproduktionsparameter und der Körpergrößencharakteristika bevor man die Regressionsanalyse durchführen kann. Nur dieses Vorgehen erlaubt Kurvenanstiegsvergleiche mit den erwarteten linearen oder kubischen Beziehungen zwischen jeweils linearen oder linearen mit volumetrischen Variablen. Wir sammelten die Maßangaben von publizierten und nicht publizierten Studien (für 46 Populationen von 25 Arten aus acht Familien) um mit diesem logarithmischen Ansatz die Reproduktionsmuster für die einzelnen Taxa zu quantifizieren. Unsere Ergebnisse deuten an, dass es bei den log-log-Vergleichen von Gelegegröße, Eidurchmesser, Eimasse und für die Beckengürtelweite in Bezug zur Panzerlänge in allen Fällen nur hypoallometrische Daten gibt obwohl laut den theoretischen Vorhersagen eine isometrische Beziehung bestehen sollte. Die Gelegegrößendaten skalierten im Bereich von 1,7 bis 2,0 (im Vergleich zu einer isometrisch zu erwartenden 3,0), der Eidurchmesser lag bei etwa 0,5 (im Vergleich zu den erwarteten 1,0), die Eimasse lag bei 1,1 bis 1,3 (erwartet wurde 3,0), die Gesamtgelegemasse skalierte zwischen 2,5 und 2,8 (zu den erwarteten 3,0) und die Beckengürtelweite skalierte bei 0,8-0,9 (1,0). Wir fanden zudem vorläufige Anzeichen dafür, dass es in Bezug auf die Skalierung Unterschiede zwischen den einzelnen Jahren gibt, sowie Unterschiede zwischen den individuellen Gelegen innerhalb ein und derselben Population gibt. Zukünftige Forscher sollten deshalb für alle diese Reproduktionsparameter Daten sammeln und log-log-allometrische Analysen beschreiben um unsere vorläufigen Schlussfolgerungen in Bezug auf die Reproduktionsallometrie bei Schildkröten abzusichern.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Ein schönes Beispiel dafür welche Fehler sich eventuell bei der Berechnung der Reproduktionsallometrie in früheren Studien eingeschlichen haben könnten. Letzteres war sicher nicht gewollt aber man muss auch sehen, dass jemand der Biologie mit ökologischem Schwerpunkt studiert hat eben kein Mathematiker ist und sich deshalb meist an reinen Beobachtungen und Messgrößen orientiert hat. Was sicherlich auch auf die oben genannten Autoren zutrifft die alle keine Neulinge auf diesem Gebiet sind, die aber auch anscheinend erst später die Einsicht gewonnen haben, dass moderne quantitativ beweisbare biologische Datenerfassung mehr erfordert als Freilandbeobachtungen. Wenn das was die Autoren hier beschreiben stimmt, dann könnte es sein, dass auch etliche publizierte Annahmen in Bezug auf die Bergmanschen und Ren‘schen Regel bei Schildkröten revisionsbedürftig sind.