Maurische Bachschildkröte, Mauremys leprosa, – © Hans-Jürgen Bidmon

Ibáñez - 2014 - 03

Ibáñez, A., A. Marzal, P. Lopez & J. Martin (2014): Reproductive state affects hiding behaviour under risk of predation but not exploratory activity of female Spanish terrapins. – Behavioural Processes 211: 90-96.

Der Reproduktionsstatus beeinflusst das Rückzugsverhalten unter dem Risiko von einem Beutegreifer erfasst zu werden, aber nicht die Aktivität des Umwelterkundungsverhalten bei weiblichen Spanischen Bachschildkröten.

DOI: 10.1016/j.beproc.2014.12.004 ➚

Maurische Bachschildkröte, Mauremys leprosa, – © Hans-Jürgen Bidmon
Maurische Bachschildkröte,
Mauremys leprosa,
© Hans-Jürgen Bidmon

Die Investitionen, die Weibchen während der Reproduktionsphase erbringen müssen, könnten ihre Überlebensfähigkeit reduzieren, weil sie dabei ein höheres Risiko tragen, von Beutegreifern erwischt zu werden. Während der „Schwangerschaft“ kann die Fortbewegungsfähigkeit reduziert sein, da sie ein zusätzlich höheres Gewicht mit sich tragen. Zusätzlich kann die Produktion von Eiern den Aufwand für die Thermoregulation, den Metabolismus und andere physiologische Parameter erhöhen. Obgleich tragende Weibchen eine gesteigerte Fitness zeigen, sollten sie eher Risiken vermeiden. Somit sollten Weibchen ihren Reproduktionsstatus bei ihren Verhaltensweisen in riskanten Situationen mit berücksichtigen. Hier untersuchten wir, welchen Einfluss der Reproduktionsstatus auf das Riskoverhalten unter verschiedenen Bedrohungen (Kontext) bei weiblichen Spanischen Bachschildkröten (Mauremys leprosa) hatte. Wir simulierten Beutegreiferangriffe mit unterschiedlich hohem Risiko (Gefahrenpotential) und maßen die Zeit, die die Schildkröten völlig eingezogen in ihrem Panzer verweilten (z. B. Auftauchzeit). Wir bestimmten auch die direkt daran anschließende Zeitspanne, in der die Schildkröten das Umfeld bewegungslos nach Beutegreifern sondierten (Wartezeit), ehe sie aktiv zu fliehen versuchten. Vergleichsweise führten wir einen Test durch, bei dem sich die Schildkröten in einer neuen Umgebung zurechtfinden mussten und bestimmten deren Erkundungsaktivität. Wir fanden keine Korrelationen in Bezug auf die Auftauchzeit, die Wartezeit oder die Erkundungsaktivität, aber die Auftauchzeit korrelierte mit den unterschiedlichen Bedrohungsrisiken. Nur die Auftauchzeit wurde durch den Reproduktionsstatus beeinflusst, wobei sich tragende Weibchen nach einem Beutegreiferangriff vergleichsweise später aus dem schützenden Panzer hervorwagten, als die nicht tragenden Weibchen. Zudem zeigten Weibchen, die größere Gelege in sich trugen, die längsten Auftauchzeiten. Diese Beobachtungen lassen vermuten, dass nur größere Gelege das Rückzugsverhalten in riskanten Situationen beeinflussen. Im Gegensatz dazu waren weder die Wartezeit zur Überprüfung der Beutegreiferanwesenheit, noch die Erkundungsaktivität durch den Reproduktionsstatus beeinflusst. Diese Unterschiede zwischen tragenden und nicht-tragenden Weibchen könnten sich durch unterschiedlich hohe metabolisch-physiologische Kosten, die im Zusammenhang mit der Eireifung und Embryoerhaltung auftreten, erklären sowie der potentiell erhöhten Fitness tragender Weibchen.

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