Riesen-Schlangenhalsschildkröte, Chelodina expansa, © Bruce C. Chessman

Francis - 2022 - 01

Francis, R. J., K. J. Brandis, B. C. Chessman, E. Slavich & R. T. Kingsford (2022): Abundance and nutritional status of freshwater turtles to guide delivery of environmental flows in the Murray-Darling Basin, south-eastern Australia. – Aquatic Conservation-Marine and Freshwater Ecosystems 32(2): 282-293.

Vorkommenshäufigkeit und Ernährungsstatus der Süßwasserschildkröten als Richtlinie um die umweltbedingte Flussregulierung im Murray-Darling Flussbecken anzupassen, Süd-Ost-Australien.

DOI: 10.1002/aqc.3767 ➚

Riesen-Schlangenhalsschildkröte, Chelodina expansa, – © Bruce C. Chessman
Riesen-Schlangenhalsschildkröte,
Chelodina expansa,
© Bruce C. Chessman

Fast die Hälfte aller australischen Süßwasserschildkrötenarten werden formell als bedroht gelistet, aber wenig ist darüber bekannt inwieweit das Wassermanagement und andere Faktoren die Vorkommenshäufigkeit und die Gesundheit der Schildkröten in diesen trockenen bis halbtrockenen Regionen beeinflusst. Diese Studie untersuchte wie die Wassermenge im Fluss [einschließlich des kontrollierten Wasserabflusses aus einem Staudamm zur Wasserspeicherung oder der umweltbedingte Zufluss (Regen)] sowie die Wasserqualität die Abundanz und den Ernährungsstatus von drei Süßwasserschildkrötenspezies in drei Trockenlandflüssen des Murray-Darling-Beckens im südöstlichen Australien beeinflussen. Es konnten dabei keine Beeinflussungen in Bezug zur Abundanz oder in Bezug zum Ernährungsstatus bei der Riesen-Schlangenhalsschildkröte, Chelodina expansa, der östlichen Glattrücken-Schlangenhalsschildkröte, Chelodina longicollis und der Macquarii-Flussschildkröte, Emydura macquarii in Relation zur Zuflussregulierung festgestellt werden was wahrscheinlich daran lag, da es nur zu kleinen umweltbedingten Zuflussmengen kommt. Allerdings für C. expansa, zeigte sich, dass Fangmenge pro Zeiteinsatz (CPUE, catch per unit effort) negativ korreliert war mit der Zunahme der Beschattung durch Makrophyten (hohe Vegetation) der Elektrischen Leitfähigkeit im Wasser (Zeichen für höheren Salzgehalt) und mit zunehmender Eintrübung. Im Gegensatz dazu korrelierte die CPUE für C. longicollis positiv mit der Bedeckung durch Makrophyten und der Elektrischen Leitfähigkeit und für E. macquarii zeichnete sich nur eine positive Korrelation mit der Makrophytenbedeckung ab. Die bestimmten hämatologischen Blutparameter deuteten einen gesunden Ernährungszustand an. Die Körperkondition und die Glukoseblutspiegel sowie der Proteingehalt standen in signifikanter Beziehung zur Elektrischen Leitfähigkeit wohingegen sich die Blutwerte signifikant zwischen den verschieden Schildkrötenarten unterschieden und wobei sich auch jahreszeitliche Unterschiede zwischen Frühjahr und Sommer ergaben. Die Hauptschlussfolgerung aus dieser Studie besagt, dass das Wassermanagement darauf ausgerichtet sein sollte zur Erhaltung der Schildkröten eine möglichst hohe umweltbedingte Überflutung der Uferbereiche zu gewährleisten wodurch sich eine Vergrößerung und Aufrechterhaltung vielfältiger Habitate ergibt die die Bedürfnisse der verschiedenen Schildkrötenarten abdecken.

Breitrand-Spitzkopfschildkröte, Emydura macquarii, – © Bruce C. Chessman
Breitrand-Spitzkopfschildkröte,
Emydura macquarii,
© Bruce C. Chessman

Kommentar von H.-J. Bidmon

Das ein entsprechendes Flussmanagement den Erhaltungsstatus von Süßwasserschildkröten verbessern kann wurde erst jüngst für die Weißkehl-Schnappschildkröte gezeigt (Espinoza et al., 2022). Allerdings zeigt sich hier, dass es wohl weniger auf eine Wasserregulation während der Reproduktionsaison ankommt als auf eine Wasserregulation, die während des Jahres im Einklang mit den umweltbedingten Zuflüssen darauf abzielt vielfältige Habitate für die jeweiligen Arten zu erhalten, da deren Vorkommenshäufigkeit im Wesentlichen von Unterschieden bei der Pflanzenbedeckung und dem Salzgehalt mitbestimmt wird. Hier ist es also so dass die Aufrechterhaltung von Überschwemmungsflächen um die Ufer und die kleineren Zuflüsse genug Nistplätze an Land gibt und diese Schildkrötenarten weit genug vom Wasser oder aber auf höherliegenden Flächen ablegen als es für E. albagula beschrieben wurde.

Literatur

Espinoza, T., S. M Marshall, D. J. Limpus, C. J. Limpus & A. J. McDougall (2022): Adaptive Management to Reduce Nest Inundation of a Critically Endangered Freshwater Turtle: Confirming the Win-win. – Environmental Management 69(5): 972-981 oder Abstract-Archiv.

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