Elnitsky - 2006 - 01

Elnitsky, M. A. & D. L. Claussen (2006): The effects of temperature and inter-individual variation on the locomotor performance of juvenile turtles. – Journal of Comparative Physiology B – Biochemical Systemic and Environmental Physiology 176(6): 497-504.

Die Effekte der Temperatur auf interindividuelle Variationen bei der Bewegungsfähigkeit von juvenilen Süßwasserschildkröten

DOI: 10.1007/s00360-006-0071-1 ➚

Der Einfluss der Temperatur auf die aquatile und terrestrische Beweglichkeit einschließlich der Startgeschwindigkeit, der Ausdauer und der Umdrehreaktion (righting response, Umdrehen aus der Rückenlage) sowie die interindividuelle Variation der Beweglichkeit wurden untersucht. Zusätzlich wurde die Wiederholbarkeit (Reproduzierbarkeit) der Befunde in Abhängigkeit zum Alter bei Jungtieren der westlichen Zierschildkröte, Chrysemys picta bellii untersucht. Die Beweglichkeit nahm mit zunehmender Temperatur mit Q (10) Werten von 1.33 bis 1.98 für die Startgeschwindigkeit und 2.28 bis 2.76 für die Ausdauer zu. Auch die Umdrehreaktion nahm mit zunehmender Temperatur zu. Die aquatilen und terrestrischen Maße für die Beweglicheitsparameter waren hochgradig korreliert. Allerdings war die Umdrehreaktion mit keinem anderen Messparameter korreliert. Die Messungen für die terrestrischen Bewegungsmuster waren hochgradig reproduzierbar, während der gesamten 30-wöchigen Untersuchungszeit, wohingegen die aquatischen Messungen nur bis zur 12. Lebenswoche reproduzierbar waren. Die Umdrehreaktion war während einer sechswöchigen Untersuchungsperiode reproduzierbar. Sowohl die interindividuelle Variabilität als auch die Temperatur abhängigen Effekte auf die Beweglichkeit haben wahrscheinlich einen deutlichen Einfluss auf die Überlebensfähigkeit der Schildkröten, insbesondere für Jungtiere, da sie einen direkten Einfluss auf die Zeit haben, die ein Tier einem Beutegreifer ausgesetzt ist, und ihre Fähigkeit zur erfolgreichen Flucht mitbestimmen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine Arbeit, die eigentlich nur zeigt, dass es interindividuelle Unterschiede gibt und dass die Temperatur die Beweglichkeit insbesondere bei wechselwarmen Tieren mitbestimmt. Somit haben homeotherme Beutegreifer bei kühler Umgebungstemperatur wahrscheinlich immer bessere Karten gegenüber poikilothermen Beutetieren wie Schildkröten. Fragt sich, welche Vorteile haben poikilotherme Tiere gegenüber Warmblütern, denn trotz Selektion gibt es noch genug Orte auf diesen Planeten, an denen beide Lebensformen koexistieren.