Gewöhnliche Moschusschildkröte, Sternotherus odoratus, – © Hans-Jürgen Bidmon

Aresco - 2005 - 02

Aresco, M. J. (2005): Mitigation measures to reduce highway mortality of turtles and other herpetofauna at a north Florida lake. – Journal of Wildlife Management 69(2): 549-560.

Schutzmaßnahmen zur Reduzierung der Mortalität auf Straßen bei Schildkröten und der übrigen Herpetofauna an einem See im Norden Floridas.

DOI: 10.2193/0022-541X(2005)069[0549:MMTRHM]2.0.CO;2 ➚

Gewöhnliche Moschusschildkröte, Sternotherus odoratus, – © Hans-Jürgen Bidmon
Gewöhnliche Moschusschildkröte,
Sternotherus odoratus,
© Hans-Jürgen Bidmon

Straßen, die durch angrenzende Feuchtgebiete gezogen werden, verursachen eine signifikant steigende Mortalitätsrate bei Reptilien und Amphibien und bilden zudem Barrieren für deren Wanderungen und Verbreitung. Ich untersuchte während einer ausgedehnten Trockenphase (Feb.-Apr., 2000) die Anzahl der Versuche, die von Schildkröten und anderen Tieren unternommen wurden, eine vierspurige Strasse zu überqueren, die nahe Lake Jackson, Florida, USA liegt. Das Ausmaß der Straßenmortalität war so hoch, dass ich sofort einen temporären Schutzzaun entwarf und installierte, der die Tiere zu einem schon vorhandenen unter der Straße herführenden Drainagerohr führte. Während der folgenden zweieinhalb Jahre untersuchte ich die Effektivität der Vorrichtung in Bezug auf die Reduktion der Mortalitätsrate. Dabei kontrollierte ich den Zaun mehrere Male pro Tag über einen Zeitraum von 44 Monaten, sowohl während der Trockenzeiten als auch während normaler Bedingungen. Insgesamt wurden 10.229 Reptilien und Amphibien gefunden, die 44 verschiedenen Arten angehörten, die entweder auf der Straße getötet worden waren oder lebend hinter dem Zaun gefunden wurden: 8.842 Schildkröten, 838 Frösche, 363 Schlangen, 152 Echsen, 32 Alligatoren und 2 Salamander. Das Anbringen der Schutzleitzäune zusammen mit einer intensiv durchgeführten Kontrolle führte zu einer deutlichen Abnahme der Mortalitätsraten für Schildkröten und führte zu einer vermehrten Nutzung der vorhanden Drainagesysteme. Entlang eines 0,7 km langen Straßenabschnitts lag die Mortalitätsrate für Schildkröten vor Anbringung des Zauns bei 11,9 Schildkröten/km und Tag und war damit signifikant höher als nach der Anbringung des Zauns (0,09/km/Tag) zudem ergab sich, dass es nur 84 von insgesamt 8.475 Schildkröten schafften. den Zaun zu überklettern. Untersuchungen. die vor der Anbringung des Schutzzauns gemacht wurden. ergaben, dass Schildkröten den vierspurigen Highway 27 so gut wie nie überqueren können, da von insgesamt 343 beobachteten Schildkröten 95 % der Tiere noch nahe dem Straßenrand getötet wurden, die verbliebenen 5 % wurden spätestens auf der zweiten Spur überfahren. Anhand der Berechnungen unter Benutzung eines Wahrscheinlichkeitsmodells ergab sich, dass die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Straßenüberquerung von 32 % (1977) auf 2 % im Jahr 2001 gesunken war. Letzteres war bedingt durch eine 162 %ige Zunahme des Verkehrsaufkommens. Somit wären wahrscheinlich 98 % der Schildkröten getötet worden, wenn keine Schutzmaßnahmen ergriffen worden wären. Diese Studie beschreibt die derzeit höchste je publizierte Rate an Straßenüberquerungsversuchen für Schildkröten (1,263/km/Jahr). Aufgrund ihrer Demographie und Lebensspanne ist es sehr wahrscheinlich, dass Schildkrötenpopulationen einer irreversiblen Abnahme in Regionen mit hoher Straßenmortalität unterliegen, insbesondere dann wenn durch Trockenheit bedingte Massenwanderungen auftreten.

Galerien