Dornrand-Weichschildkröte, Apalone spinifera, ein Tier vom Yellowstone und die Crew – © Kayhan Ostovar

Tamplin - 2020 - 01

Tamplin, J. W., K. J. Anderson, E. A. Turcotte & M. C. Myers (2020): Effect of acclimation temperature and substrate type on selected temperature, movement and activity of juvenile spiny softshell turtles (Apalone spinifera) in an aquatic thermal gradient. – Journal of Thermal Biology 93(3): 102701.

Die Auswirkungen der Temperaturanpassung und des Substrattyps auf die Temperaturauswahl, die Bewegungen und die Aktivität bei jungen Weichschildkröten (Apalone spinifera) innerhalb eines aquatischen Temperaturgradientensystems.

DOI: 10.1016/j.jtherbio.2020.102701 ➚

Dornrand-Weichschildkröte, Apalone spinifera, – © Kayhan Ostovar
Dornrand-Weichschildkröte,
Apalone spinifera,
ein Tier vom Yellowstone
und die Crew
© Kayhan Ostovar

Bei einigen Schildkrötenarten wird die Temperaturauswahl sicherlich durch die Umweltbedingungen beeinflusst einschließlich der Akklimatisationstemperatur und der Substratqualität. Diese Faktoren könnten für Weichschildkröten von besonderer Bedeutung sein, da sie hochgradig aquatisch leben und sehr häufig ihre Thermoregulation durch das Eingraben ins Substrat in Flachwassermikrohabitaten bewerkstelligen. Wir testeten die Auswirkungen der Akklimatisationstemperaturen von (22 °C oder 27 °C) und der Substrattypen (Sand oder Schotter) auf die Temperaturauswahl und die Bewegungsmuster bei 20 juvenilen Dornrand-Weichschildkröten (Apalone spinifera; Reptilia: Trionychidae) innerhalb eines aquatischen thermalen Gradienten von 14-34 °C. Bei diesen 7-11 Monate alten juvenilen Weichschildkröten wurden die Temperaturauswahl sowie die Bewegungsaktivitäten und Muster weder durch die vorhergehende Akklimatisationstemperatur noch durch den angebotenen Substrattyp beeinflusst. Während der Tests in den Thermalgradienten wählten beide Schildkrötengruppen – also diejenigen die an 22 °C und auch diejenigen die an 27 °C akklimatisiert waren – immer am häufigsten die höchste Temperatur (34 °C) und das war auch unabhängig vom Substrat (Sand oder Schotter). In gleicher Weise hatte die Akklimatisationstemperatur auch keinen Einfluss auf die Bewegungsmuster der Schildkröten oder auf die Anzahl der aufgesuchten Kammern innerhalb der Gradiententeststrecke. Diese Ergebnisse lassen die Vermutung zu, dass juvenile Apalone spinifera in der Lage sind geringfügige Temperaturunterschiede wahrzunehmen, wobei sie dann aber eine Bevorzugung für relative warme Temperaturen zeigen, die wahrscheinlich in positiver Weise ihr Wachstum und ihren Metabolismus steuern. Ebenso lässt sich feststellen, dass bei dieser Art die thermischen Faktoren signifikant stärker die Thermoregulation beeinflussen als die Substrattypen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Nun, der letzte Satz mag ja für dieses artifizielle, experimentelle Testszenario so zutreffen, aber sagt er auch etwas über die natürliche Situation im jeweiligen Lebensraum etwas aus? In der Natur ist es doch so, dass auch unterschiedliche Substrattypen oder Substrate mit unterschiedlicher Färbung sich je nach Sonneneinstrahlung unterschiedlich erwärmen. Ebenso kann feiner Sand eine relativ dichte Schicht mit wenig Wasserzirkulation im Substrat andere Wärmespeichereigenschaften aufweisen als etwas grobkörnigerer Schotter oder Kies. Insofern mag der Substrattyp im realen natürlichen Biotop durchaus eine ganz andere Rolle spielen als innerhalb dieses Experiments. Sicherlich bezüglich der Optimaltemperatur würden die Schildkröten sicher den Aufenthaltsort aufsuchen, der ihnen diese bietet, aber sehr wahrscheinlich würden sie wohl auch einen Aufenthaltsort wählen der ihnen sowohl die optimale Temperatur wie auch beste Tarnung sowie im eingegrabenen Zustand auch Sauerstoffversorgung bieten würde.

Literatur

Feltz, J. & J. Tamplin (2007): Effect of substrate on selected temperature in juvenile spiny softshell turtles (Apalone spinifera). – Chelonian Conservation and Biology 6(2): 177-184 oder Abstract-Archiv.

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